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Wie vertrauenswürdig ist eigentlich Wikipedia?

Du suchst Informationen darüber, wer 1974 die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat? Du willst wissen, wie die Hauptstadt von Venezuela heißt und wie viele Einwohner sie hat? Wikipedia wurde 2001 als freie Enzyklopädie gegründet, hat sich als jederzeit verfügbares Informationsmedium entwickelt und hat auf die bis dahin gebräuchlichen Medien Auswirkungen gehabt.

Korrespondenz aus Hannover

2014 wurde der "Brockhaus" eingestellt. Diese Enzyklopädie mit 30 Bänden und 70 kg Gewicht stand damals in vielen bürgerlichen Stuben. Auch die "Britannica", eines der ersten Nachschlagewerke in Englisch gibt es seit 2012 nur noch in digitaler Form. Heute wird Wikipedia von vielen Schülerinnen, Schülern und Studierenden genutzt und ist für schnelle Auskünfte ein Medium, das auf jedem Handy heutzutage verfügbar ist. Doch bei vielen Fragen wie zu geschichtlichen Ereignissen, bei Fragen zur Philosophie ist Vorsicht geboten:

 

Schaut man mal nach, was zum Frauenverband Courage von Wikipedia angeboten wird, dann ist man überrascht, dass nicht die Ziele und Arbeitsweise des Frauenverbands beschrieben werden, sondern dass fast ausschließlich sämtliche Verfassungsschutzberichte der einzelnen Bundesländer zitiert werden, die Courage als Tarnorganisation der MLPD einstufen.

 

Wikipedia ist angeblich eine freie Enzyklopädie, die von der Mitarbeit der Benutzer lebt. Die meisten Nutzer benutzen sie als reine Informationsplattform. Aber nach einer Registrierung kann man auch Artikel einstellen, verändern und korrigieren. Versucht man dies einmal mit dem oben angeführten Beispiel, so wird man feststellen, dass innerhalb kürzester Zeit die Veränderungen wieder von der Plattform verschwinden und die alte „ideologisch korrekte“ Version erscheint.

Wikipedia hat ein ausgeklügeltes Kontrollsystem, das scheinbar demokratisch funktioniert

  • Angemeldeter Benutzer: Kann Artikel und Veränderungen vorschlagen, die nach Sichtung eingestellt werden.
  • Passive und aktive Sichter: Bearbeitungen werden direkt eingestellt.
  • Administratoren: Können Seiten löschen, IP-Adressen sperren und geschützte Seiten bearbeiten.
  • Oversighter Bürokraten: Können Administratoren-Rechte vergeben.

 

Das undemokratische an diesem System ist die vollkommene Anonymität der Kontrolleure. Sie bestimmen die Inhalte und eine Auseinandersetzung mit Ihnen ist nicht möglich. Sie bestimmen, was demokratisch, was antisemitisch und was eine Verschwörungstheorie ist. Sie können verfügen, dass Inhalte nicht veröffentlicht werden.

 

Doch eine Einflussnahme auf Wikipedia-Seiten ist nach den Recherchen bürgerlicher Zeitungen durchaus möglich. So konnte aufgedeckt werden, dass inhaltliche Veränderungen zu einzelnen Politikern direkt aus dem Weißen Haus vorgenommen wurden. Auch die IP-Adressen des Repräsentantenhauses führten zu weitreichenden Veränderungen an der englischsprachigen Wikipedia-Seite. Es gibt Auftragsautoren, die Seiten von Firmen, Verbänden und Politikern bearbeiten und schönen. PR und Manipulation ist allgegenwärtig.

 

Die bürgerliche Ideologie und Geschichtsschreibung findet ihren Ausdruck auf Wikipedia. Sie ist alles andere als ein „freies“ Medium. Dazu ist das Online-Nachschlagewerk für die Herrschenden zu wichtig. Es ist die Informationsbasis vieler Menschen. Welche Verbände und Institutionen da noch alles mitspielen, ist aufgrund der Vertuschungsstrukturen von Wikipedia schwer nachzuweisen. Die Userinnen und User sollten bei den Einschätzungen von Wikipedia wachsam sein.