Arbeiterkämpfe
Was in der „Geschichte der MLPD“ über den Kampf um Lohnnachschlag zu lesen ist
Die von Willi Dickhut verfassten zwei Bände der „Geschichte der MLPD“ erschienen bereits 1985, also vor fast 40 Jahren, denn bekanntlich feiert die MLPD dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen!¹ Von mir war damals noch nicht viel zu hören, da ich zur Zeit der Parteigründung noch nicht auf der Welt war. Nun habe ich aber kürzlich diese Bücher gelesen und mich schwer gewundert, wie viele brandaktuelle Fragen darin behandelt werden. Von diesen „alten Erfahrungen“ kann man tatsächlich heute noch viel lernen.
Weil ich nicht alles vorweg nehmen möchte, (damit ihr auch noch was zu entdecken habt), gehe ich an dieser Stelle nur auf eine dieser Fragen ein: Heute haben wir eine offizielle Inflationsrate von 7,9 Prozent, was für die durchschnittlichen Arbeiterhaushalte eine reale Preissteigerung von 12 bis 17 Prozent bedeutet. Zuletzt gab es eine so hohe Teuerungsrate während der „Ölkrise“ 1973/74. Nun wäre ja interessant zu wissen, was damals die Arbeiter machten... .
Im zweiten Band kann man folgendes lesen: „In der Tarifrunde 1972 / 73 hatten viele Gruppen des KABD (Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands. Vorläuferorganisation der MLPD, Anm. d. Red.)noch die falsche Vorstellung, die Tarifrunde sei der Höhepunkt des Klassenkampfes, und Hauptaufgabe der Kommunisten wäre es, möglichst hohe Forderungen zu stellen. Diese Auffassungen wurden sehr schnell durch die Entwicklung selbständiger Kämpfe der Arbeiter widerlegt. Im Juli 1973 waren die harten Auseinandersetzungen bei den Hella-Werken in Lippstadt und Paderborn Gesprächsthema in den Betrieben der ganzen BRD. Als dort 6150 ausländische und deutsche Kollegen gemeinsam für 50 Pfennig mehr pro Stunde streikten, riefen die Bosse die Polizei zu Hilfe. Brutal wurden Streikposten vor dem Hauptwerk angegriffen, um einzelnen Streikbrechern den Weg in den Betrieb freizuprügeln. Doch die Kollegen ließen sich nicht einschüchtern. Nach drei Tagen mußten die Unternehmer einlenken und eine Zulage von 40 Pfennig für die unteren und 30 Pfennig für die oberen Lohngruppen zugestehen. Außerdem mußten sie sich verpflichten, die drei Streiktage zu zahlen und keine Repressalien gegen aktive Kollegen einzuleiten. 1973 beteiligten sich zirka 230 000 Kollegen an selbständigen Streiks. Die Arbeiteroffensive war im Vormarsch. Der Höhepunkt war am 24. August 1973, als allein 40.000 Arbeiter Nordrhein-Westfalens im Ausstand waren. Die Arbeiter kämpften vor allem für wirtschaftliche Forderungen, besonders Lohnnachschlag. Mit der Dauer und Ausweitung der selbständigen Streiks traten aber auch politische Forderungen auf: für Streikrecht, gegen Polizeiwillkür, für Wiedereinstellung der entlassenen Kollegen!
'Wir sehen, spontan entwickeln sich Ansätze zum politischen Kampf. Doch was notwendig ist, ist der vorbereitete, organisierte politische Kampf. Dieser kann sich jedoch nicht entwickeln ohne die revolutionäre Partei des Proletariats, die die Arbeiterklasse um richtige Forderungen zusammenschließt, die geeignete Kampfformen entwickelt und die Kämpfe führt.' (Dokumente des 2. Zentralen Delegiertentages des KABD, S. 36)
Manche Genossen meinten, der KABD wäre noch viel zu klein und ungenügend in den Betrieben verankert und schon deswegen gar nicht in der Lage, die Arbeiteroffensive durchzusetzen. Sie verstanden nicht, daß der KABD durchaus den Gedanken des selbständigen Kampfes in die Arbeiterklasse hineintragen konnte. Es zeigte sich, daß die Arbeiter diesen Gedanken verstanden.“ („Geschichte der MLPD“ von Willi Dickhut, 1985, S.86)
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