Jetzt für Lohnnachschlag kämpfen!
„Zielinflation“ oder Reallohnausgleich?
Gestern hat der IG-Metall-Vorstand seine Empfehlung für die im Herbst anstehende Tarifrunde für die 3,9 Mio. Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie gegeben: Sieben bis acht Prozent. Am 30. Juni sollen die bezirklichen Tarifkommissionen ihre Forderung aufstellen, über die der Vorstand dann am 11. Juli entscheiden will. Und zwar genau sieben Tage nach dem ersten Treffen der von Bundeskanzler Scholz ins Leben gerufenen „konzertierten Aktion“ zur Einbindung der Gewerkschaften in die neue Burgfriedenspolitik.
Diese „Empfehlung“ ist keineswegs ein „XL-Lohnplus“, wie die Bild-Zeitung heute schreibt, sondern eine Kapitulation des IG-Metall-Vorstandes vor dem Kampf, in der Tarifrunde selbst den Reallohnausgleich abzusichern. Bei der Empfehlung legte der Vorstand die „Zielinflationsrate“ der Europäischen Zentralbank von zwei (!) Prozent zugrunde. Diese „Zielinflation“ ist eine willkürliche Zahl, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat! Die reale Inflationsrate liegt inzwischen für eine Arbeiterfamilie zwischen 12 und 17 Prozent!
Es ist reiner Opportunismus, zwischen einer fiktiven „Zielinflation“ und der wahren Inflation zu unterscheiden. Das hat keinen anderen Sinn, als die neue Burgfriedenspolitik zwischen Monopolpolitikern Monopolverbänden und rechter Gewerkschaftsführung unter den Kolleginnen und Kollegen zu verbreiten und von ihnen letztlich Verzicht zu fordern!
Dazu gibt es aber so gut wie keine Bereitschaft in den Belegschaften. Fast durchweg erwarten die Kolleginnen und Kollegen eine zweistellige Forderung, einzelne fordern bis zu zwanzig Prozent.
Die Empfehlung des IG-Metall-Vorstandes muss von der Gewerkschaftsbasis durch Erklärungen, Resolutionen und Briefe an die Tarifkommission abgelehnt werden. Die Diskussion um die Tarifforderung sollte die Kolleginnen und Kollegen anspornen, jetzt die Vorbereitung und Führung selbständiger Streiks für einen Lohnnachschlag in Höhe von mindestens 15 Prozent des Tariflohns in Verbindung mit dem aktiven Widerstand gegen die Gefahr eines Dritten Weltkrieges konsequent in Angriff zu nehmen. Denn die Inflation wird weiter stiegen und weiter Monat für Monat Löcher von rund 500 Euro in Taschen der Arbeiterfamilien reißen.