Reaktionärer Schriftsteller
Am 25. Juni vor 200 Jahren starb E.T.A. Hoffmann
Die bürgerliche Literaturwissenschaft verklärt ihn als: "Der geniale Dichter des Wahns" (Neue Züricher Zeitung). Die Kulturbeilagen sind voll mit Artikeln über ihn.
„Die Feder des Wahns spannt sich in E.T.A. Hoffmann selbst. Seine Überspanntheiten sind eine sympathetische, an der kreativen Vernunft hängende Form der Verrücktheit. ... In einem Werk, das voller Spiegel und Doppelgänger ist. Voller Täuschungen und Umkehrungen der Wirklichkeit.“ Statt Durchblick, den man heute dringend braucht, Überspanntheiten und Täuschungen.
Weniger verschraubt könnte man auch sagen, dass E.T.A. Hoffmann einer der reaktionärsten Vertreter der idealistischen Ideologie und Kultur war. In der Kritik an reaktionären Einflüssen in der sowjetischen Kultur nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb A.A. Shdanow, Sekretär des Zentralkomitee der KPdSU:
„Der gemeinsame Stammvater der Separarionsbrüder und der Akmeisten ist E.T.A. Hoffmann, einer der Begründer der Dekadenz und des Mystizismus der aristokratischen Salons.“
Zur klassenmäßigen Grundlage dieser Strömungen führt er aus: „Ihrem sozialen Ursprung nach war dies eine aristokratisch-bürgerliche Strömung in der Literatur zu einer Zeit, da die Tage der Aristokratie und der Bourgeoisie schon gezählt waren und die Poeten und Ideologen der herrschenden Klasse danach trachteten, sich aus der unangenehmen Wirklichkeit in die himmlischen Höhen und den Nebel der religiösen Mystik, in ihre armseligen persönlichen Erlebnisse und in die Schilderung ihrer eigenen Kleinen Seele zu flüchten. Die Akmeisten waren ebenso wie die Symbolisten, die Dekadenten und andere Vertreter der sich zersetzenden aristokratisch-bürgerlichen Ideologie Verkünder der Entartung, des Pessimismus und des Glaubens an ein Jenseits.“ (Shdanow, Ausgewählte Reden zu Kunst Wissenschaft und Politik).