Bonn
Rebellischer Besuch beim Streik am Uniklinkum
Am letzen Schultag vor den Ferien war ich mit einem Kollegen die streikenden Kolleginnen und Kollegen des Uniklinikums Bonn besuchen.
Sie sind bei ihren Forderungen sehr selbstlos. Es geht ihnen hauptsächlich darum, das sie bessere Möglichkeiten haben, die Patientinnen und Patienten zu pflegen. Im Streikzelt herrscht eine kämpferische Atmosphäre. Die Leute wollen etwas tun, die Sache ist in Bewegung und alle sind auf die weiteren Entwicklung ihres Kampfes gespannt. Man merkt den Kampfgeist daran, dass sie, obwohl sie trotzdem für die Notfallversorgung arbeiten müssen, immer das Zelt befüllen und unglaublich freundlich sind.
Ich persönlich komme aus einer Akademikerfamilie und der Besuch hat meine Sicht auf das System echt verändert. Ein Kollege erzählt: „Viele von uns sind ermüdet durch den ständigen Wechsel zwischen Früh-, Spät- und Nachtschicht. So sehr ich auch das Pflegen liebe, was die von uns verlangen, ist unmenschlich. Bei einem anderen Kollegen ist das Fass endgültig übergelaufen, als sein Chef ihn nach fünfunddreißig Jahren treuer Arbeit als 'Äffchen' bezeichnete."
Der ältere Kollege, der mich begleitet hat, ist Lehrer. Er hatte an seiner Schule Unterschriften zur Unterstützung der Streikenden gesammelt und die Listen auch an befreundete Erzieherinnen gegeben. In nur einem Tag hatten über 51 Kolleginnen und Kollegen (inklusive Schulbegleiterinnen, Hausmeister und Rektor) und 62 Schülerinnnen und Schüler unterschrieben. In der Erklärung stand: „Liebe Kolleginnen und Kollegen der Uni-Kliniken, wir gratulieren euch zu eurem mutigen wochenlangen Streik für eine bessere Versorgung der Patienten. Angeblich gefährdet ihr durch euren Streik die Versorgung der Patienten – dabei sind sie doch der Grund für den Streik. In der täglichen Arbeit versucht ihr mit viel zu wenig Personal die Versorgung irgendwie zu gewährleisten und gefährdet damit auch eure eigene Gesundheit. An den Schulen und Kitas haben wir eine ähnliche Situation, ständig stehen wir an der Belastungsgrenze in dem Versuch, den uns anvertrauten Kindern und Jugendliche gerecht zu werden. Die finanziellen Mittel für Verbesserungen wären vorhanden – wie die 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr zeigten. Was offenbar fehlt ist der Wille – und da helft ihr gerade nach. Wir wünschen euch viel Erfolg und hoffen, euer Streik wird wirkliche Verbesserungen erzwingen! Mit vielen solidarischen Grüßen! Eure Kolleginnen und Kollegen aus Schule und Kita."