Metalltarifrunde

Metalltarifrunde

15 Prozent und nicht weniger!

Eine Vertrauensfrau aus einem Metallbetrieb zur Diskussion der Metalltarifrunde:

Korrespondenz

Liebe Vertrauensleute, meine Kollegen und ich wollen eine reale Lohnerhöhung! Die offizielle Inflation ist 7,9 Prozent. Die reale Inflation liegt aber für uns wesentlich höher - so bei 15 Prozent. Zum Beispiel bei Pendlern machen die Ausgaben für Kraftstoffe oft 15 Prozent aus. In der offiziellen Statistik sind es nur 3,5 Prozent.

 

Oder die Ernährungskosten: In Arbeiterhaushalten mit geringem Einkommen machen die circa 25 Prozent aus, statt den im Verbraucherpreisindex angeführten 9,7 Prozent. Der IG-Metall-Vorstand begründet seine Empfehlung für die Forderung von acht Prozent mit der Zielinflation von 2 Prozent der EZB für die nächsten Jahre. Dieselbe EZB, deren Chefin, Christine Lagarde, noch im September letzten Jahres von einer Inflation von 1,7 Prozent für 2022 faselte. Gehts noch? Im April sind die industriellen Erzeugerpreise um 33 Prozent gestiegen. Das Gewäsch der EZB ist reine Zweckpropaganda!

 

Ich zumindest fordere nach zwei Jahren Einmalzahlungen und Moratorium das konsequente Durchkämpfen einer Tariferhöhung von mindestens 15 Prozent und nicht weniger! Gerne noch eine Einmalzahlung für die dann fällige Jahresabrechnung für Strom, Gas und Wasser!

 

Rücksicht auf die „arme“ Wirtschaft oder den Staat brauchen wir jedenfalls keine zu nehmen: Nicht nur die Ölkonzerne kassieren ab – genauso die Stahlkonzerne, die Nahrungsmittelkonzerne, Miethaie etc. Sie haben ihre Quartalsgewinne verdoppelt und verdreifacht. Die bayerische Waffenindustrie steht schon Schlange vor dem Verteidigungsministerium.

 

Heuchlerisch gibt uns jetzt die Ampel-Regierung ein paar auf drei Monate befristete Almosen – das Entlastungspaket – während der Staat unter anderem über die Mehrwertsteuer richtig mitkassiert. Schon im April 2022 stiegen die Einnahmen des Staates aus der Mehrwertsteuer um 13,4 Prozent. Außerdem werden die mittlerweile 2,3 Billionen Euro Schulden des Staates mit der Inflation schön abgeschmolzen - genauso wie unsere Sparguthaben. Auch jede Rücksicht auf unseren Konzern ist voll daneben!

 

Dieses Mal keine ruhige Tarifrunde! Ich bin mir sicher, dass die Kollegen in den Metallbetrieben da einer Meinung sind und sich nicht wieder mit: „Mehr war nicht drin“ begnügen werden.

 

Nehmen wir uns auch ein Beispiel an den politischen Streiks in Griechenland, Italien oder Belgien gegen Inflation und Kriegsbeteiligung. Kein schneller Abschluss mit faulem Kompromiss, sondern Urabstimmung und Streik für die vollständige Durchsetzung unserer berechtigten Forderungen „Wir zahlen nicht für eure Krisen und euren Krieg!“

 

Anmerkung der Redaktion: Die Inflation reißt Monat für Monat ein Loch von rund 500 Euro in die Haushaltskasse der Arbeiterfamilien. Deshalb steht jetzt die Vorbereitung eines selbständigen Streiks für einen Lohnnachschlag auf der Tagesordnung - in Einheit mit der Vorbereitung einer offensiv geführten Tarifrunde.