200. Geburtstag
Gregor Mendel und die Dialektik der Natur
Am 20. Juli vor 200 Jahren wurde Gregor Mendel in Heinzendorf bei Odrau, Österreichisch-Schlesien, geboren. Er gilt zu Recht als Begründer der Genetik (Vererbungslehre). Mendel war Sohn eines Kleinbauern. Wegen bitterer Armut konnte er ein Studium nicht abschließen. Er wurde später Abt des Augustinerordens. Mendel beschäftigte sich im Klostergarten mit der Züchtung von Erbsen- und Bohnenpflanzen.
Schon Jahrhunderte vor seiner Zeit wandten die Bauern, ohne deren Gesetzmäßigkeiten zu kennen, Regeln bei der Züchtung gewünschter Merkmale in der Landwirtschaft an. Durch gezielte Kreuzung konnte man bestimmte Merkmale einer Frucht verstärken (Größe, Geschmack, Widerstandsfähigkeit gegen Frost oder Hitze usw.) Mendel ging den Ursachen auf den Grund. Ihn zeichnete große Hartnäckigkeit und genaue Beobachtung jedes Details aus.
Er selbst wandte dabei Grundgesetze der Dialektik an, ohne dass ihm dies bewusst war: Umschlag von Quantität und Qualität. Über Jahrzehnte beobachtete er an rund 13.000 Pflanzen, wie bestimmte Merkmale über Generationen weitergegeben werden. Bestimmte Merkmale wurden fast immer von einer zur nächsten Generation weitervererbt, andere verschwanden eine Zeit lang und tauchten erst einige Generationen später wieder auf. Diese Wiederholungen traten in bestimmten Zahlenverhältnissen auf (Umschlag von Qualität in Quantität).
Mendel konnte sich erklären, dass beide Elternteile ihre Merkmale an die Nachkommen weitergeben und mal die einen überwiegen (dominant sind) und andere wiederum diesen gegenüber verdrängt werden. Aber sie werden nicht vernichtet und tauchen deshalb bei einer späteren Nachkommensgeneration wieder auf. Was er beschrieb, dahinter verbargen sich die dialektischen Grundgesetze von Kampf und Einheit der Gegensätze und der Negation der Negation als Wiederholung auf einer höheren Stufe. Aber eben nicht einfache Wiederholung, sondern als eine spiralförmige Entwicklung, sodass über längere Zeit neue Arten entstehen.
Beim damaligen Stand der Wissenschaft konnte Mendel die tiefere Ursache dieser Bewegung nicht erklären. Erst nach Mendels Tod wurden die Chromosomen als Träger der Erbinformation im Zellkern nachgewiesen. Anfang der 1950er-Jahre gelang den Chemikern Francis Crick und James Watson der Nachweis der Erbinformationen auf der molekularen Ebene. Sie klärten die Struktur der DNS (Desoxyribonukleinsäure). Damit wurde auch nachgewiesen, dass die Weitergabe der Erbeigenschaften keineswegs wie vorprogrammierte Kopien erfolgt, sondern als Notwendigkeit und Zufälligkeit. Jedes Lebewesen ist damit einzigartig und steht zugleich auch in einem untrennbaren Zusammenhang zu allen anderen.
Sich Durchblick verschaffen: Bewusste Anwendung der dialektischen Methode erlernen
„Allein die materialistische Dialektik gibt dem menschlichen Denken die Kraft, neue wissenschaftliche Ergebnisse und historische Erfahrungen aufzugreifen und die komplizierten Zusammenhänge und Entwicklungen der Realität zu erkennen und zu verändern.“ Willi Dickhut, Die dialektische Einheit von Theorie und Praxis, RW 24, Seite 7)
Im Oktober finden beim Arbeiterbildungszentrum Wochenkurse zur Erlernung der dialektischen Methode statt. Mehr dazu in diesem Artikel.