Griechenland
Theodorakis wandte sich gegen antikommunistische Hysterie
Heute wäre der große revolutionäre Musiker und Komponist Mikis Theodorakis 97 Jahre alt geworden.
Er ist letztes Jahr am 2. September, kurz nach seinem 96. Geburtstag, gestorben. In seinem letzten Interview sagte er, er wolle als Kommunist sterben. 2006 gehörte er zu den ersten und zunächst wenigen wachsamen Demokraten, die sich entschieden gegen die Entschließung des Europarats wandten, wonach die ganze neuere Geschichte verfälscht und antikommunistisch umgeschrieben werden sollte. Auch der mutige Kampf der griechischen Arbeiter- und kommunistischen Bewegung, der sich nach dem Sieg über die Besatzung durch die Hitlerfaschisten gegen die eigene Bourgeosie richtete, wurde in diesem Europaratsbeschluss verunglimpft. Theodorakis war sozusagen ein Mitbegründer der Bewegung "Gib Antikommunismus keine Chance!"
Am 25. August 2017 veröffentlichte die griechische Tageszeitung Ta Nea einen Gastbeitrag von Mikis Theodorakis: "Über die antikommunistische Hysterie." Darin betonte er, dass er sowohl während der Zeit des Bürgerkrieges (1946 bis 1949) auf der Seite der Linken stand als auch während des Kampfes gegen die Obristendiktatur (1967 bis 1974). Er wandte sich auch gegen die menschenfeindliche Troika-Politik. Es sei nicht richtig, so Theodorakis in besagtem Artikel, dass über Stalin als Oberbefehlshaber der Roten Armee – „mit Siegen in Stalingrad, Moskau und Berlin“ – kaum mehr gesprochen werde. Ohne die Rote Armee hätte Hitler „die Welt mit tausenden Auschwitz-Lagern gefüllt“. Er erinnerte an die Hinrichtung von 16.000 jungen Menschen und vor allem von Kommunisten in Griechenland und daran, dass 100.000 weitere griechische Kommunisten das Martyrium der Verbannungsinsel Makronissos erleiden mussten - auch er selbst. "Unsere Kämpfe unter dem Roten Banner sind ein heiliger Abschnitt unseres Lebens."
Am 9. Mai 1936 gehen in Thessaloniki die Arbeiter der Tabakfabriken auf die Straße. Sie demonstrieren für höhere Löhne. Die Metaxas-Polizei schießt, es gibt zwölf Tote und Hunderte Verletzte. Tags darauf ist in einer griechischen Zeitung ein großes Foto zu sehen. Ein junger Arbeiter, neben ihm seine Mutter, schwarz gekleidet, sie breitet die Arme aus, beugt sich über die Leiche und beklagt den Tod ihres Sohns. Den Dichter Yannis Ritsos hat dieses Bild so aufgewühlt, dass er sich zuhause einschloss und innerhalb von zwei Tagen und zwei Nächten einen Zyklus aus zwanzig Gedichten schrieb. Die Gedichte werden gedruckt und sofort von der Regierung verboten. Zwanzig Jahre später vertont Theodorakis acht dieser Gedichte und arrangiert sie mit einem Rembetikosänger und dem Bouzoukispieler Manolis Chiotis. So kamen die Verse des Nobelpreisträgers in jedes griechische Kafenion. "Epitaphios" ist zu einem der wichtigsten Werke in der griechischen Musik geworden.