Schlüssel für Atomwaffen
Unverantwortliche forcierte Debatte zur Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken
Nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima und nach massiven Protesten beschloss der Bundestag Ende Juni 2011 die endgültige Abschaltung aller Atomkraftwerke. Die letzten drei deutschen AKWs – Isar 2, Lingen/Emsland und Neckarwestheim 2 – sollten bis Ende 2022 vom Netz gehen.
Ganz im Sinne der Forderungen des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) bekommen jetzt Politiker von CDU/CSU, SPD, FDP und AfD mediale Aufmerksamkeit, um Werbung für das Kippen des Atomausstiegs zu machen.
Längere Laufzeit, um Gas zu sparen?
Demagogisch wird der Weiterbetrieb in Verbindung mit der Panikmache um die Gasversorgung als Beitrag zur Einsparung von Gas bei der Stromerzeugung von den Atompolitikern verkauft. Dieser lag 2021 aber nur bei 12,6 Prozent. Nach Berechnung des Energieversorgers Green Planet Energy könnte ein dreimonatiger Weiterbetrieb der noch laufenden Atomkraftwerke aber nur maximal ein Prozent des deutschen Gasbedarfs ersetzen. Ausgerechnet Jens Spahn (CDU) gab sich in der Talkshow bei Anne Will vorletzten Sonntag als „grün“ und kritisierte das Hochfahren der Kohlekraftwerke durch die Regierung mit den Grünen als Klimakiller. Er hält wohl die Menschen für blöd, dass sie vergessen hätten, dass die CDU/CSU die dreckige Kohleverstromung gefördert und sich gegen einen zügigen Ausstieg gesperrt hatte.
Atomkraftwerke sind keine „Klimaretter“!
Lobbyorganisationen der Atomindustrie wie der Verein Nuklearia oder Ökomoderne e.V., die mit der AfD und der rechten Szene zusammenarbeiten und in rechten Zeitungen, Handelsblatt und Spiegel zu Wort kommen, werden nicht müde, AKWs als Klimaretter zu propagieren. Auch wenn der Betrieb der AKWs selbst wenig CO2 freisetzt, ist der Gesamtprozess vom Uranabbau bis zum Atommülllager extrem klima- und umweltschädlich. Atomkraftwerke bedrohen Leben und Gesundheit von Menschen, belasten Generationen für tausende Jahre mit strahlenden Atommüll und sind die teuerste Art Strom zu erzeugen. Sie liefern auch keineswegs zuverlässig Strom, da sie in der Vergangenheit wegen Sicherheitsproblemen oft ungeplant vom Netz genommen wurden.
Gebrauchte Brennstäbe als Einsparung von Atommüll?
Allen Ernstes behaupten Befürworter, dass weiterlaufende AKWs gebrauchte Brennstäbe nutzen und dadurch Atommüll beseitigen. Ein schlechter Witz! Rund 16.000 Tonnen hochradioaktive abgebrannte Brennelemente sind in deutschen Atomkraftwerken bisher angefallen. Pro Reaktor und Jahr kommen noch rund 30 Tonnen dazu. Der unverbrauchte Brennstoff macht aber nur einen Bruchteil des Atommüll aus. Durch die weitere Nutzung werden aber besonders hochradioaktive Spaltprodukte wie Plutonium und Neptunium erbrütet. Diese machen wenig im Gewicht des Atommülls aus, aber 99 Prozent der Radioaktivität. Weitere Nutzung gibt mehr hochradioaktiven Müll!
Grüne auf Atomkurs!
Offiziell sprechen sich die Grünen noch gegen eine Verlängerung aus. Das von Robert Habeck geführte Wirtschaftsministerium (BMWK) erteilte letzte Woche den vier Übertragungsnetzbetreibern 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW den Auftrag, die Stressresistenz der Stromnetze erneut unter verschärften Annahmen zu prüfen. Und Grüne Politiker schaffen hinter den Kulissen längst Tatsachen. In München machten Grüne und SPD den Weg frei für Verlängerung des Betriebs von Isar 2 in Landshut.
Weiterbetrieb unverantwortlich und extrem gefährlich!
Allein der Weiterbetrieb der AKWs durch viele korrosionsbedingte Risse an wesentliche Rohren, wie in Neckarwestheim, ist unverantwortlich. Bei einem Betrieb nach dem 1. Januar wäre die letzte Sicherheitsprüfung 13 Jahre alt. Ein Weiterbetrieb wäre nur möglich bei Reduzierung der Sicherheitsanforderungen. Höchst kriminell will der französische staatliche Stromkonzern EDF eine Laufzeitverlängerung auf mindestens 50 bis 60 Jahre. 56 Reaktoren sind im Schnitt bereits 36 Jahre am Netz. Obwohl die momentane Hitze und fehlende Kühlung aus den Flüssen eine Abschaltung erfordert, lässt EDF drei AKWs im Süden weiterlaufen und hat die Änderung der Temperaturgrenzwerte beantragt, damit wärmeres Abwasser eingeleitet werden darf. Meinen sie vielleicht mit "Streckbetrieb", dass man die Grenzwerte nach Bedarf strecken kann?
Atomindustrie – Schlüssel für Atomwaffen
Mit Milliarden Euro „Entschädigung“ wurde der Atomausstieg für Eon, RWE und EnBW vergoldet. Ihre Signale zur Verlängerung der Laufzeit sind widersprüchlich. Fürchten sie doch kostspielige Prozesse und ggf. Auflagen für technische Nachrüstungen. Doch die Vorbereitung eines Dritten Weltkriegs zur Neuaufteilung der Welt durch die meisten imperialistischen Länder bezieht einen Einsatz atomarer Waffen ein. Und so "streckt" sich jetzt auch die einstmalige christliche grüne Pazifistin Katrin Göring-Eckardt in Richtung eines "Streckbetriebs" alter Atomkraftwerke. Auch Belgien verlängert: Ende vergangener Woche haben sich die belgische Regierung und der Energiekonzern Engie auf Eckdaten zur Laufzeitverlängerung zweier AKWs geeinigt. Ursprünglich war der Atomausstieg 2025 geplant. Schon im März hatte die Regierung die Laufzeit zweier AKWs, darunter der Schrottreaktor Tihange 3, bis mindestens 2035 verlängert.