Leserbrief

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Kritische Anmerkung zur Fotoausstellung „Streik!“

Die Rote Fahne Redaktion erreichte ein Leserbrief zum Artikel „Fotoausstellung ‚Streik!‘, der am 25. Juli auf „Rote Fahne News“ erschienen ist.

Korrespondenz aus Essen

"Liebe Freunde, die Fotoausstellung 'Streik!' in Hamburg habe ich Anfang Juli besucht. Mir ging es ähnlich, wie dem Korrespondenten: Die Nähe des Blicks ist oft beeindruckend, und der Respekt der Ausstellungsmacher vor der Kraft der Arbeiter, wenn sie sich vereinigen, ist überall zu spüren.

 

Trotzdem sind auch kritische Anmerkungen zu machen. Im Katalogtext wird davon gesprochen, die Kämpfe hätten durchweg mit Niederlagen geendet. Dabei genügt schon der genaue Blick auf den Verlauf des Streiks der Pierburg-Arbeiterinnen 1973, um diese Sicht zu widerlegen. Dass der Kampf um das Stahlwerk Rheinhausen damit endete, dass der Konzernvorstand von Krupp seine Schließungspläne auf fünf Jahre später verschieben musste, wird schlicht verschwiegen.

 

Zudem stellt sich die Frage, woran man eigentlich den Erfolg / Sieg bzw. den Misserfolg / die Niederlage misst: Misst man sie an den erreichten Verbesserungen, oder misst man sie an den Lehren, die die Arbeiter für weitere Kämpfe und vor allem für eine befreite Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung gelernt haben?

 

Die beiden mächtigsten Streiks des vergangenen halben Jahrhunderts passen anscheinend nicht in das Bild. Der eine ist der große aufstandsähnliche Streik von über 100.000 Bergarbeitern 1997 gegen die Pläne der damaligen Kohl-Regierung, auf einen Schlag fast 200.000 Arbeitsplätze im Bergbau zu vernichten. Der Kampf endete nicht nur mit dem Aus für diese arbeiterfeindlichen Pläne, sondern auch mit dem für die Regierung Kohl.

 

Und der andere ist der große Streik bei Opel in Bochum 2004, in dessen Ergebnis die vom GM-Konzern schon beschlossene Schließung des Werks zehn Jahre lang verhindert wurde, und der vor allem erstmals konsequent wichtige Grundsätze einer offensiven Kampfführung praktizierte. ..."