Bundesfinanzminister

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Porschegate und Gratismentalität

Christian Lindner will über seine Beziehungen zum Porsche- und neuen VW-Chef Oliver Blume nicht mehr reden.

Korrespondenz

Dafür redet er über etwas anderes. Nämlich über "Gratismentalität". So berichtet die Augsburger Allgemeine: "Aus Lindners Sicht kann das allerdings keine Lösung von Dauer sein: 'Jeder Steuerzuschuss für ein nicht kostendeckendes Ticket bedeutet Umverteilung', betonte der Finanzminister – und warnte davor, auch im Nahverkehr einer Gratismentalität nach dem Beispiel des bedingungslosen Grundeinkommens das Wort zu reden."

 

Da redet einer über etwas, womit er sich auskennt: Gratismentalität und Umverteilung. Da wäre z.B. Lindners Luxushochzeit auf Sylt. Oder die milliardenschwere "Rettung" des Uniper-Konzern. Die durch tausend Kanäle fließenden Subventionen für Daimler, BMW, Porsche und VW? Meint er auch nicht. Nein, er meint das 9-Euro-Ticket, mit dem man drei Monate lang kostengünstig U-Bahn, Bus und Bahn nutzen kann, noch bis Ende August. Wodurch Menschen mit wenig Geld für kurze Zeit mobiler wurden und sich auch mal Ausflüge und Urlaub leisten konnten. Wo sich zeigte, dass die Bereitschaft zum Umstieg von Auto auf Bahn riesengroß ist. Statt das Erfolgsmodell einfach zu verlängern und es von den Gratiszuwendungen für die Monopole und deren satten Profiten zu finanzieren, gibt es ein Riesengezeter unter Bundes- und Landespolitikern. Gipfelnd in der "Gratismentalität", die ein Christian Lindner den Massen vorwirft. Politiker mit einer solchen Mentalität von Massenverachtung sollten ihren Hut nehmen.

 

Über sein Porschegate will Lindner bekanntlich nicht mehr reden. Verständlich. Denn nach der Veröffentlichung der Vetternwirtschaft zwischen Blume und Lindner am 19. Juli durch die Satiresendung "Die Anstalt" (Rote Fahne News berichtete) ging es munter weiter auf den kurzen Kommunikationswegen zwischen Finanzminister und Porsche- bzw. VW-Chef. Am 22. Juli protokollierte das Bundesfinanzministerium: "Zwei SMS von BM Lindner an CEO Blume mit der Bitte um Telefonat". Und am 23. Juli: "Eine SMS von BM Lindner an CEO Blume mit Gratulation zur Übernahme VW CEO und zur Folgeberichterstattung zu Blumes angeblichen Äußerungen". Bekanntlich folgte die Blume-"Entschuldigung", er sei falsch verstanden worden und hätte niemals nicht die E-Fuels für Verbrenner in den Koalitionsvertrag der Ampel hineindiktiert.