Gasumlage
Dreiste Lügen bei „Hart aber fair“
Angesichts der gestern verkündeten Kosten für die Gasumlage in Höhe von 2,419 Cent pro Kilowattstunde beginnt bei einer Masse von Menschen in Deutschland, die wenig verdienen, arbeitslos sind, Hartz IV beziehen müssen oder als Rentnerinnen und Rentner unter Altersarmut leiden, das Rechnen. Die Zornesröte ins Gesicht, konnte es einem allerdings gestern Abend vor dem Fernseher treiben, wenn man sich die dreisten Lügen diverser Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Talkshow „Hart aber fair“ anhören musste.
Das begann bei SPD-Chefin Saskia Esken, die immer wieder darauf verwies, dass die Ampel-Koalition ja Entlastungspakete beschlossen habe. Das diese „Entlastung“ aber von der realen Inflation praktisch aufgefressen wird, verschwieg sie tunlichst. Auch zur Kritik von VDK-Präsidentin Verena Bentele, dass Rentnerinnen und Rentner von der „Hilfe“ nicht profitieren werden, fiel ihr nicht mehr ein, als das vage Versprechen die Bundesregierung werde die Menschen nicht allein lassen. Erstens sind alle Pläne dazu völlig unzureichend. Zweitens muss man doch die Frage aufwerfen, wieso die Regierung den Energiemionopolen eine Gasumlage auf Kosten der Massen zuschustert - und die "Entlastung" dann aus Steuergeldern kommt, die auch weitgehend von den Massen aufgebracht werden.
Dreist wurde dann der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie, Christian Kullmann, der auch gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von Evonik Industries ist. „Die Gasumlage sei für die chemische Industrie sicher nicht leicht zu bewältigen.“ Ja sie sei „wie eine Flasche Lebertran, die wir auf ex trinken, aber wir stehen dazu.“ Den Jahresgewinn der chemischen Industrie wollte er trotz mehrfacher Nachfrage vom Moderator Frank Plasberg lieber nicht nennen. Die Rote Fahne Redaktion hilft ihm gerne auf die Sprünge: Bei der Online-Betriebsversammlung von Evonik im Januar 2021 hatte Kullmann öffentlich erklärt, dass Evonik voraussichtlich im Jahr 2021 statt den angesteuerten 2050 Millionen Euro Ebitda - also Gewinn vor Steuern und Abschreibungen – wohl satte 2400 Millionen Euro an Ebitda erzielen werde. Das ist ein sattes zusätzliches Plus von ca. 17 Prozent. (Mehr dazu hier) Ähnlich sieht die Gewinnsteigerung bei den Energiekonzernen aus: RWE: Von 3,29 Milliarden Euro 2020 auf 3,65 Milliarden 2021; Wintershall (BASF-Tochter): Von 186 Millionen Euro im zweiten Quartal 2021 auf 608 Millionen Euro im zweiten Quartal 2022; Shell (Großbritannien/Niederlande): Von 3,43 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2021 auf 18,04 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2022; Equinor (Norwegen): Von 4,6 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal 2021 auf 17,6 Milliarden im zweiten Quartal 2022; Total (Frankreich) meldet verdoppelten Gewinn und ENI (Italien) vervierfachten Gewinn in diesem Zeitraum.
Weiter erklärte Kullmann tatsächlich noch, dass „alle ein Stück weit verzichten müssen.“ Er sagt nicht, dass er die Kosten der Umlage über die Preise wieder an die Massen durchreicht,
Die Massen müssen also verzichten, während Monopole wie Evonik 17 Prozent mehr Gewinne gemacht haben? Dass Kulmann dann entschieden mit dem Kopf schüttelte, als zum Schluss die Forderung laut wurde, auf die Montagsdemonstrationen zu gehen, kann man sich vorstellen. Denn dort lebt der Widerstand gegen die Monopolpolitik der Ampel-Regierung im Sinne von Leuten wie Kullmann & Co. Deshalb: Auf zu den Montagsdemos und „Nein“ zur Gasumlage. Die Monopole sollen die Kosten selber tragen!