40 Jahre MLPD
Jubiläum in einer Zeit des Aufschwungs weltweiter Arbeiterkämpfe
„Die Industriearbeiter der Welt an vorderster Front in den Kämpfen gegen Faschismus, Krieg und für eine gesellschaftliche Alternative“. Das ist der treffende Titel einer Gesprächsrunde am Jubiläumswochenende der MLPD. Beim Jubiläumswochenende werden auch internationale Gäste anwesend sein, die direkt von diesen Kämpfen berichten können.
Aktuell unterstreicht dies eine Streikwelle in Großbritannien, die den Charakter eines Generalangriffes auf Monopole und ihre Verbände, sowie die Tory-Regierung bekommen kann. Unter Überschriften, wie - „Eine Insel geht in den Streik“¹ - müssen auch bürgerliche Medien der breiten Kampfbereitschaft in vielen staatlichen und privaten Betrieben und Bereichen ihre Aufmerksamkeit schenken: So wollen aktuell erneut britische Lokführer und Bahnarbeiter den Schienenverkehr stilllegen, schließt sich das U-Bahn-Personal in London an und auch Busfahrer legen vielerorts die Arbeit nieder. Bereits gestreikt oder in Vorbereitung der Streiks haben bzw. sind ebenfalls Berufsgruppen wie Ärzte und Pfleger, Postbeamte, Feuerwehrleute und Strafverteidiger. Beschäftigte der Telekom sind ebenfalls in den Ausstand getreten, und Staatsbeamte und Kommunalarbeiter bereiten diesen vor. Zum Teil greifen deren Verbände zum ersten Mal zum Mittel des Streiks, weil es „anders nicht mehr geht“¹.
Die Arbeitsniederlegungen beschränken sich aber nicht auf den öffentlichen Sektor. Am 10. August begannen Hunderte Leiharbeiter des petrochemischen Werks Ineos Grangemouth in Schottland einen selbständigen Streik für höhere Löhne. Aus dem gleichen Grund setzen bei Amazon selbständige Streiks von Lager- und Vertriebsarbeitern die landesweite Serie von Arbeitsniederlegungen und Aktionen fort. Die größten Auswirkungen auf die Wirtschaft und ihre Monopole wird der, vom 21. bis 29. August geplante, Streik der Unite-Gewerkschafter in Felixstowe haben, dem größten Container-Hafen Großbritanniens.
Eine wichtige Veränderung ist, dass z. B. der Streik der Bahnarbeiter, gegen den der Tory-Verkehrsminister Grant Shapps hetzt, in der Bevölkerung auf Verständnis und Sympathie stößt. Nach „Umfragen halten sogar vier von zehn konservativen Wählern die Bahnarbeiter-Streiks für 'gerechtfertigt'“.¹
Der Hauptgrund ist die Rekordinflation, die „im kommenden Winter die 15-Prozent-Marke erreichen soll“.¹ Und das ist nur die offizielle Teuerung, die in Wirklichkeit zu einem erheblichen Reallohnabbau und tiefen Einschnitten beim Einkommen der Massen führt.
Die Arbeiterkämpfe entwickeln sich damit zur Speerspitze der Proteste der Massen gegen die Abwälzung der Krisen und Kriege des imperialistischen Weltsystems. Insbesondere die Inflation, als Methode von Monopolen und Staat zur Abwälzung der Krisenlasten sorgt für weltweite Kämpfe, wie in Argentinien, Peru etc.
Die Kämpfe werden auch immer politischer. So fordern in Großbritannien auch die arbeiterfeindliche Haltung und die Angriffe der Regierung auf das Streikrecht die Gewerkschaften zu „einem Widerstand (heraus), wie es ihn 'seit dem Generalstreik von 1926'“² nicht mehr gab. Wie weit diese Entwicklung gehen kann, zeigt sich in Sri Lanka, wo die Massen angesichts der Hungerkrise, Korruptheit und Unfähigkeit der Regierung „nicht mehr in der alten Weise leben und regiert werden wollen“.
Auch in Deutschland gibt es eine wachsende Kampfbereitschaft und beleben sich die gewerkschaftlichen Kämpfe und Streiks. So wurde an den Unikliniken in NRW 77 Tage lang gestreikt. Und auf den von ver.di organisierten Streik der Hafenarbeiter reagierten die Herrschenden und der Staatsapparat mit Angriffen auf das Streikrecht und provokative Polizeieinsätze. Doch diese Einschüchterungsversuche sorgen, in Verbindung mit der Kleinarbeit der MLPD, häufig für die Festigung und Höherentwicklung des Klassenbewusstseins der Kolleginnen und Kollegen. So hat ver.di die Hafenarbeiter in Bremen für den 22. August zur Kundgebung aufgerufen. Dies kann zum Auftakt eines unbefristeten Streiks werden, um die Lohnforderungen gegen die Blockade des Unternehmerverbandes durchzusetzen.
Ebenfalls beleben sich die Bewegung und der Kampf um einen Lohnnachschlag, als bewusste Ablehnung des Verzichtens für den Ukraine-Krieg. Die Bewegung für einen Lohnnachschlag muss eine selbständige Streikbewegung sein. Die MLPD hat das angestoßen und hilft dabei, das mitvorzubereiten und zu organisieren.
Die Warnungen vor einem „heißen Herbst“ und die Versuche, die breite Empörung über die Gasumlage und explodierenden Energiepreise mit kleineren Zugeständnissen zu dämpfen, zeigen die Angst der Herrschenden vor einer Politisierung und Revolutionierung.
Das Jubiläumswochenende zum 40. Geburtstag der MLPD vom 26. bis 28. August rund ums Willi-Dickhut-Haus in Gelsenkirchen kommt hier gerade recht. In und an Großbetrieben wird intensiv für die Teilnahme an den vielfältigen Aktivitäten eingeladen. Dabei zeigt sich eine große Aufgeschlossenheit und ein Interesse, dahin zu kommen, um sich darüber auszutauschen, wie für Arbeiterinteressen gekämpft werden kann. Vielen brennt derzeit die Gasumlage unter den Nägeln: "Die muss weg".
Am Tor des Klinikum Duisburg nahmen von ca. 70 Angesprochenen nur drei keine Einladung zu 40 Jahre MLPD mit. Die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen - und insbesondere die jüngeren - sind äußerst besorgt darüber, wie seitens der Herrschenden mit der Menschheit und unserer Erde umgegangen wird.
Zur akuten Weltkriegsgefahr sagte eine Krankenschwester: "Man kriegt so langsam richtig Angst, nicht allein der Ukraine-Krieg - jetzt hat sich auch schon zwischen China und den USA ein neuer Brandherd in Taiwan entwickelt." Ein größerer Teil der jüngeren Krankenschwestern und Pfleger beschäftigt die irrsinnige Umweltzerstörung und was man dagegen tun kann: "Gletscherschmelze, Wasserverknappung - weiter mit Atomkraftwerken und Verbrennung von Kohle - unser Planet ist in Gefahr", so der Tenor. Das Interesse an "40 Jahre MLPD" wurde bei vielen gerade dadurch geweckt, sich in Gesprächsrunden damit auseinanderzusetzen, wie man für eine Gesellschaft kämpfen kann, in deren Rahmen die Arbeiterinnen und Arbeiter die Macht und das Sagen haben, die aus den Naturstoffen alle Werte der Gesellschaft schaffen. Stimmt es: "Die da oben machen, was sie wollen, das war schon immer so. Da machst du nichts. Das ist doch auch im Sozialismus so gewesen", wie eine Kollegin sagte? Eine andere stimmte in der Diskussion zu: "So wie es ist, kann es nicht weitergehen. Es muss eine andere Gesellschaft her." Andere fanden auch schön, dass bei der 40-Jahre-Geburtstagsfeier ein Jugendkonzert stattfindet bzw. dass einfach gemeinsam gefeiert werden kann.
Gesprächsrunden:
Samstag, 14 Uhr bis 15.15 Uhr Die Industriearbeiter der Welt an vorderster Front in den Kämpfen gegen Faschismus, Krieg und für eine gesellschaftliche Alternative
Samstag, 14 Uhr bis 15.15 Uhr: MLPD – prägende Kleinarbeit in bedeutenden Arbeiterkämpfen.