40 Jahre MLPD
Grußwort von Prof. Dr. Roland und Janne Günter
Prof. Dr. Roland Günter, Hochschullehrer und Schriftsteller sowie seine Frau Janne Günter, Autorin und Sozialwissenschaftlerin grüßen die MLPD zu deren 40. Geburtstag:
Wir gönnen uns – im Wesentlichen zum stillen Schreiben - den Sommer über ein Land, die Toscana, in dem ein tiefer Respekt seit Jahrtausenden in nahezu jedem Menschen, arm oder wohlhabend, in der Seele steckt, Ja: Seele. Daraus entstand Geschichte. Aus dem Respekt für Menschen, die viel gearbeitet haben, zu Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Intelligenz beitrugen - kurz: Zum Humanismus. Sie werden nicht verhöhnt, in den Kübel des Vergessens geworfen – in einer buchstäblichen„Wegwerfgesellschaft.“
Im Gegenteil: Sie werden so lange, wie irgend möglich, in einem großen Gedächtnis aufbewahrt. Nicht nur im Kopf, nicht nur im Haus, sondern auch gern in der Öffentlichkeit, auf Plätzen, vor wichtigen Gebäuden, wie Ihr hier eines habt. Das Gedächtnis mit seinen vielen Geschichten ist Teil der menschlichen Existenz. Je umfangreicher, desto wirklich reicher wird das Leben.
Die Kunst ist in der Lage, die Präsenz von Menschen, die von uns gingen, zu steigern - als das Gefühl lebendiger Anwesenheit. Es geschieht mit der Hilfe von Menschen-Bildnern, wie Bildhauern.
Wir hören jetzt bis in die Toscana in unserem Turm-Haus das Geheul der Leute, die selbst von sich und von ihren Vorgängern nichts wissen, weil sie denkfaul sind und zweitens nicht an Versprechen erinnert werden wollen, die sie nicht halten.
Wir beschäftigen uns seit jeher mit Kultur der Stadt. Italien ist dafür natürlich ein Wunderland. Seit unserer Jugend wünschen wir, dass das Ruhrgebiet daran lernt – ähnlich wie wir daran für das Ruhrgebiet ständig arbeiten.
Es ist wunderbar, was Ihr MLPD-Leute mit Euren finanziell begrenzten Ressourcen in Eurer Stadt geschaffen habt. Ein großes vielfältiges Haus, ein Museum, einen Kultursaal mit weltweiter Philosophie, einen Platz mit (bislang) zwei intensiven Denk-Herausforderungen – Lenin und jetzt mit dem weitest gespannten Geist: Unserem Freund Karl Marx.
Es wäre schön, ihnen über die Gesellschaft hinaus, die wir auf dem Platz genießen, noch mehr Gesellschaft zu ermöglichen.
Zum Beispiel ein Symbol für eine tiefe und existenziell Menschlichkeit ermöglichende Freundschaft. Dies kann eine ansteckende Gesundheit werden. Dafür stehen uns zwei ganz starke Freunde nah: Der allzeit hilfreiche Friedrich Engels und die poetische Rosa Luxemburg. Es geht um Denk-Gestalten. Auch Willi Dickhut ist unter mehreren Aspekten denk-kulturell wichtig.
Das ist noch lange nicht alles, was uns in diesem Gewebe der Horster Mitte im Kopf kreist.
Was Kultur vermag, sehen wir hier um uns herum allenthalben in der Toscana.
Wir gratulieren zu Eurem Werk im hohen Norden. Ihr habt Beispielhaftes geschaffen.