„Nordstream 2 statt Gasumlage“

„Nordstream 2 statt Gasumlage“

Augen auf bei der Wahl der Bündnispartner!

Seit einigen Wochen wird in bürgerlichen Medien ein neuer Führer der Volksproteste protegiert: Karl Krökel, Kleinunternehmer und Chef der Kreishandwerkerschaft aus Dessau.

Von tt

Zunächst machte er von sich reden, als er am 14. Juli 2022 zusammen mit fünf anderen Handwerker-Repräsentanten der Stadt einen offenen Brief an die Bundesregierung zum Ukraine-Krieg schrieb mit der Forderung „Keine Waffenlieferungen in die Ukraine! Friedenspolitik statt Krieg!“. Soweit so gut. Dass dieser Brief von von Junge Welt bis Russia Today bejubelt wurde, muss stutzig machen.

 

Karl Krökel entwickelte sich inzwischen zur Führungsperson der örtlichen „Montagsspaziergänge“ in Dessau. Am Sonntag, dem 28. August 2022, demonstrierten unter seiner Führung 2.000 Menschen in Dessau. Die Demonstration wurde laut Mitteldeutscher Zeitung unterstützt „von dem Organisatoren der Montagsmahnwache ebenso wie von der Linken und der Partei Die Basis“ [1]. Das klingt nach Querfront.

 

Karl Krökel kandidierte 2014 in Dessau für die AfD zu den Kommunalwahlen. Öffentlich distanzierte er sich davon erst am 7. September 2022 (!) in einem Interview im Deutschlandfunk. Inzwischen mobilisiert die Kreishandwerkerschaft für 1. Oktober nach Berlin zu einer Demonstration mit der wichtigsten Forderung „Nordstream 2 statt Gasumlage“, was sie auch in einer parallel gestarteten Online-Petion fordern. Im Aufruftext heißt es gar: „Die Öffnung von Nordstream 2 ist die Lösung all unserer aktuellen Probleme“.

 

Hier lässt Karl Krökel die Katze aus dem Sack. Auch wenn es keine Zusammenarbeit mit der AfD in der Öffentlichkeit gibt, so sind es doch Brüder im Geiste: Am Donnerstag stellte AfD-Chef Thino Chrupalla in Berlin die Herbst-Kampagne der AfD vor. Eines der beiden neuen Plakate der AfD soll die Losung tragen „Nordstream 2 statt Gasumlage!“

 

  1. Die MLPD lehnt Nord-Stream 2 aus ökologischen Gründen ab! Eine Offensive des Ausbaus von erneuerbaren Energien in Höhe von 40 Milliarden Euro könnte russisches Gas - und weitere Energielieferungen,  aus der Kohleverstromung - innerhalb kürzester Zeit ersetzen
  2. „Die Lösung all unserer aktuellen Probleme“? Kein Hunger mehr auf der Welt, kein Umschlag in die globale Umweltkatastrophe, keine Kriege mehr, keine Arbeitslosigkeit. Man fragt sich, welche wundersame Zauberkraft das russische Gas entfalten soll, wenn es durch diese Pipeline fließt.
  3. Die Mutter aller Probleme ist nicht das fehlende Gas aus Russland, sondern der Kapitalismus und die Diktatur der größten Konzerne. Die Kritik am Kapitalismus wird tunlichst vermieden. In sozialchauvinistischer Offenheit heißt es dann auch im Text der oben erwähnten Petition: „Unsere Vorfahren haben in Jahrzehnte langer Arbeit dieses Land aus den Ruinen wieder aufgebaut und zu nie gekannter Blüte gebracht. Dieses Lebenswerk von Generationen deutscher Arbeiter und Unternehmer darf nicht vernichtet werden durch eine verblendete Politik, deren Ziel nicht mehr zu erkennen ist“ [2]

    Arbeiter und Unternehmer gegen die abgehobenen Politiker? Da geht es dann plötzlich nur noch „gegen die da oben“. Eine typische Argumentationslinie der Querdenker, Corona-Leugner und der rechten „Montagsspaziergänge“. Auf dieser Grundlage wird es keinen fortschrittlichen Protest geben. Die bürgerlichen Politiker sind im staatsmonopolistischen Kapitalismus immer Dienstleister der größten Konzerne. Wenn wir wirklich aus den Erfahrungen „unserer Vorfahren“ lernen wollen, dann müssen wir klare Kante gegen genau diese Unternehmer richten, die die Macht in Deutschland haben. Dazu ist eine Einheit der Arbeiterklasse auf antifaschistischer Grundlage nötig. Kleinere Unternehmer, die ebenfalls unter der Diktatur dieser Monopole zu leiden haben, sind dabei wichtige Bündnispartner.