Ukrainekrieg
Nur geringe Geländegewinne auf beiden Seiten
Friedrich Engels hat einmal geschrieben, man kann nicht ungestraft gegen die Dialektik verstoßen. Aktuell beweist dies der großmäulige Staatschef der Ukraine.
Vor Monaten verkündete Wolodymyr Selenskyj einen Stufenplan, nach dem die faschistischen Truppen Russlands bis August ganz aus dem Territorium der Ukraine rausgeworfen sein sollten. Davon bewahrheitet sich ebenso wenig wie der von der russischen Führung versprochene militärische Blitzsieg, den sie als „Spezialoperation“ vorgab. Seit Monaten verhaken sich beide Seiten in einem Krieg, der zwar nicht völlig unbeweglich ist, aber nur geringe Geländegewinne beider Seiten konstatiert.
Diese Woche überrascht Selenskyj mit der Behauptung, die Einnahme eines Dorfes sei nun der Beginn der Offensive. Eine Offensive auf breiter Front verlangt eine ungeheure Energie an Menschen und Material. Das hat bereits der berühmte Theoretiker der Militärwissenschaft, General von Clausewitz, in seinem Werk „Vom Kriege“ als ein dialektisches Grundgesetz der Kriegsführung nachgewiesen. Und diese Energie kann Selenskyj trotz aller Unterstützung der NATO nicht aufbieten.
Das belegt ein Bericht der NZZ von heute: „Zwar haben die Ukrainer den Inhulez überquert und sich jenseits des Flusses in mindestens einem Dorf festsetzen können. Aber andernorts wurden sie blutig zurückgeschlagen. Es ist noch viel zu früh, von einem Erfolg oder Misserfolg zu sprechen. Nichts deutet allerdings darauf hin, dass die ukrainische Generalität nun plötzlich über genügend mechanisierte Einheiten und Artillerie verfügen würde, um die Russen in der Provinz Cherson entscheidend zurückzudrängen. Westliche Experten sprechen von wenigen Brigaden, insgesamt nur gut 10 000 Mann, die an der 200 Kilometer langen Cherson-Front im Einsatz sind. Damit ist es schwer möglich, die Russen aus ihren seit dem Frühjahr errichteten Stellungen zu vertreiben. Zu leicht geht auch vergessen, dass die Ukrainer bereits Ende Mai und Ende Juli zum Teil an den exakt gleichen Stellen angriffen und dabei hohe Verluste erlitten. Die jetzige Offensive ist daher weder neuartig, noch trifft sie die Russen unvorbereitet.“
Die NZZ bezeichnet treffend Selenskyj als „Meister, das Wunschdenken zu bedienen.“ Allerdings unterschlägt sie dessen Inhalt. Selenskyj erweist sich als Gefangener seiner imperialistischen Wunschträume - so wie es Putin bei den Blitzkriegsphantasien erging. Aber das macht die Kriegstreiber - egal von welcher Seite - umso gefährlicher.