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Tarifabschluss: Heftige Diskussionen unter den Hafenarbeitern

Seit Bestehen der BRD gab es den ersten gemeinsamen Streik der Hafenarbeiter an der ganzen Küste. Mit ihrem zweitägigen Streik setzten diese Wirtschaft und Konzerne unter Druck und machten die bedeutende Rolle der internationalen Transportarbeiter im Industrieproletariat deutlich.

Von Landesleitung Nord der MLPD/wb
Tarifabschluss: Heftige Diskussionen unter den Hafenarbeitern

Gestern hat die ver.di-Bundestarifkommission für die deutschen Seehäfen einem verbesserten Angebot des ZDS (Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe) abschließend zugestimmt. Wofür haben die Hafenarbeiter gestreikt? Für Löhne, die tatsächlich die steigende Inflation ausgleichen, für eine Laufzeit von 12 Monaten, für eine Anhebung der niedrigen Löhne der Kollegen der B- und C-Betriebe. Das sind die Betriebe, die im Unterschied zu den A-Betrieben keine Vollcontainer-Betriebe sind.

 

Nach der 10. Verhandlungsrunde am 22.08. stimmte die Tarifkommission von ver.di einem Ergebnis zu. ZDS musste eindeutig  Zugeständnisse an die Kampfkraft der Hafenarbeiter machen. Insbesondere die sogenannten "A-Betriebe" haben im Vergleich zu anderen Branchen relativ hohe Tariferhöhungen. Aber der Abschluss bedeutet keinen wirklichen Inflationsausgleich. So bekommen die A-Betriebe (Vollcontainer-Betriebe) im 1. Jahr 9,4% mehr Lohn, die B-Betreibe 7,9% und die Kollegen der C-Betriebe nur 3,5% Lohnerhöhung. Im 2. Jahr gibt es dann für die A-Betriebe und B-Betriebe 4,4% mehr Lohn und für die C-Betriebe nur 2,5 %. Dabei waren die besser verdienenden Hafenarbeiter der A-Betriebe bereit zu kämpfen, damit gerade die Kollegen der C-Betriebe mehr Lohn bekommen und um der Spaltung entgegenzutreten. Das jetzige Ergebnis bedeutet Lohnverlust für die Kollegen, denn die Inflationsrate liegt jetzt schon bei etwa 20%.

 

Viele kämpferische Hafenarbeiter sind wütend über diesen Abschluss und bringen das in ihren Chat-Gruppen zum Ausdruck. Sie berichten, dass in Pausenversammlungen auf den Terminals oder auch Onlinesitzungen über 90% die Annahme des ZDS-Angebots ablehnen. Es wird kritisiert, dass keine Urabstimmung stattfand, noch nicht einmal eine Befragung durch die ver.di-Führung organisiert wurde. Kritisiert wird auch die Laufzeit von zwei Jahren und die geringe Erhöhung für die Kollegen der C-Betriebe. Ein Docker: „Sorry C-Betriebe. Meiner Meinung nach hat die Tarifkommission ein Urteil gefällt, das von den meisten Dockern nicht mitgetragen wird.“ Ein anderer: „Für B- und C-Betriebe ist dies geplanter Reallohnverlust“. Die meisten Docker sind überzeugt, dass bei einer Urabstimmung mehr als 75% für einen Streik gestimmt hätten.

 

Die Hafenarbeiter können stolz auf ihre Kampfbereitschaft und ihre Kampfsignale sein, die auch für andere Gewerkschafter ein Zeichen gesetzt hat, gegen die Verzichtsappelle der Herrschenden. Auf der Kundgebung in Bremen forderten sie ausdrücklich eine Urabstimmung und den Vollstreik, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden – die MLPD unterstützte dies in ihrem Redebeitrag.

 

Im Verlauf des Tarifkampfs wuchs die Besorgnis und Angst der Hafen- und anderer Kapitalisten vor diesen 12 000 Dockern und ihrem Kampf. Die Rolle der Hafenarbeiter im aktiven Widerstand gegen den Ukrainekrieg in Griechenland oder Italien sorgte die Herrschenden politisch. So begann eine mediale Hetze gegen die Hafenarbeiter. BDA-Chef Dulger brachte einen nationalen Notstand und damit Verbot ihrer Warnstreiks ins Gespräch, um „die deutsche Wirtschaft zu schützen“.

 

Nicht zufällig gab es zwei Wochen nach Dulgers Forderung eine vor dem Hamburger Arbeitsgericht erzwungene Friedenspflicht. Das stieß bei den Hafenarbeitern auf massiven Protest. Und nicht zufällig gab es am Tag nach diesem Beschluss massive Provokationen der Hamburger Polizei gegen die demonstrierenden Hafenarbeiter - wobei die Hafenarbeiter sich erfolgreich zur Wehr setzten. Eine Petition von zwei Hafenarbeitern zur Verteidigung und Erweiterung des stark eingeschränkten Streiksrechts in Deutschland war die richtige Antwort!

 

Die Kollegen diskutieren dies jetzt untereinander und in den Gewerkschaften und ihren Gremien. Ein Gewerkschaftsaustritt, wie einige Kollegen in ihrem Unmut und ihrer Wut überlegen, kann und darf nicht die Lösung sein. Ein Vertrauensmann dazu: „Also ich als Vertrauensmann bin absolut nicht zufrieden mit dem Abschluss. Aber Austreten ist meiner Meinung nach keine Option, da man damit den Arbeitgebern nur in die Hände spielt.“

 

Der Tarifabschluss unterstreicht die Notwendigkeit eines selbständigen Kampfs um Lohnnachschlag. Wenn es nach den Hafenkapitalisten  geht, dann sollen die Hafenarbeiter zwei Jahre lang die Füße stillhalten. Das können sie und ihre Familien sich nicht leisten! Die MLPD wird weiter fest an der Seite der Docker stehen. Ihre Stärkung als revolutionäre Arbeiterpartei ist die richtige Schlussfolgerung!