Beim Verkauf des Rote Fahne Magazins
Bundesregierung bei den Mercedes-Arbeitern unten durch
Wir verkauften vor dem Tor des Mercedes-Benz Motorenwerk in Stuttgart Bad Cannstatt das Rote-Fahne-Magazin, auf dessen Titelseite Pinocchio mit der langen Nase als Symbol für die zerplatzen Versprechen der Bundesregierung drauf ist. Das kam schon mal gut an.
Wir verkauften vor dem Tor des Mercedes-Benz Motorenwerk in Stuttgart Bad Cannstatt das Rote-Fahne-Magazin, auf dessen Titelseite Pinocchio mit der langen Nase als Symbol für die zerplatzen Versprechen der Bundesregierung drauf ist. Das kam schon mal gut an.
„Viel versprochen, nichts gehalten“ - da hatten wir sofort Einheit mit den Kolleginnen und Kollegen. Gefragt nach ihrer Kritik, meinte ein Kollege: „Schlimmer geht nimmer“. Manche meinten, dass es doch immer so war, dass die Parteien in den Regierungen ihre Versprechen sofort wieder vergessen. Aber die Schnelligkeit und die Tatsache, dass z.B. die „ökologische Transformation“ oder „Friedenspolitik“ sofort in die Tonne geklopft und das Gegenteil gemacht wird, das ist schon nochmals eine neue Qualität. Vor allem war wichtig zu klären, dass die Regierung den Vorgaben der Monopole folgt, ihr Dienstleister ist. Deshalb müssen wir uns mit ihr anlegen.
Die Hauptauseinandersetzung drehte sich darum, ob wir Arbeiter etwas gegen die Preisexplosion bei Gas, Strom oder Benzin, den Krieg und dessen Kosten oder die durch ihn verursachte Umweltzerstörung tun können. Denn unter einem „heißen Herbst“ konnten sich viele nichts vorstellen. Wir sagten, das beginnt dabei, dass wir jetzt in der Tarifrunde 8 Prozent ohne jeden Abstrich durchsetzen müssen. „Viel zu wenig“, unterbrachen uns manche sofort und gaben selbst die Vorlage, dass wir zusätzlich einen selbst organisierten Kampf um Lohnnachschlag brauchen.
Manche nickten, etliche wandten ein: „Mit der IG Metall kannst Du die 8 Prozent vergessen; die wollen keinen Streik.“ Wir: „Ja, die Gewerkschaftsführung will das nicht. Aber wir! Und das müssen wir auch zeigen!“. Und wir sollten auch nach Berlin zur Regierung marschieren. Einen Leiharbeiter aus Sri Lanka beglückwünschten wir dazu, dass die Massen dort ihre Regierung vertrieben haben, auch wenn damit der Kapitalismus noch nicht beseitigt ist. „Das wäre auch hier notwendig!“, meinten wir zu gerade vorbeilaufenden Kollegen.