Selbständiger Streik bei Stellantis
Europaweit Kämpfe gegen die Rekordinflation und Reallohnabbau
In den letzten vier Wochen riefen Gewerkschaften in Österreich, Belgien und Großbritannien zu landesweiten Protestkundgebungen und Streiks auf. In Belgien ist für den 9. November sogar ein Generalstreik angekündigt.
Die Vorstände der Gewerkschaften müssen damit der wachsenden Sorge, Unzufriedenheit und Wut ihrer Mitglieder Rechnung tragen. Während die Leute nicht wissen, wie sie angesichts der horrenden Teuerung über die Runde kommen, machen viele Konzerne Rekordprofite und werden diese von den Regierungen auch noch massiv subventioniert, weil ihre Energiekosten steigen. Die sollen sie gefälligst aus ihren Milliardenprofiten der vergangenen Jahre bezahlen! In Brüssel versammelten sich rund 10.000 Gewerkschafter und forderten von der Regierung umfassende Maßnahmen gegen die Preissteigerungen. Aufgerufen zu dem Aktionstag hatten die drei großen Gewerkschaften ABVV (sozialdemokratisch), ACLVB (liberal) und ACV (christlich). Für den 9. November wurde ein Generalstreik angekündigt.
So konnte der Stellantis-Konzern, zu dem u.a. Opel, Chrysler und Fiat gehören, im 1. Halbjahr 2022 gegenüber 2021 seinen operativen Gewinn um 44 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro steigern [1]. Doch das reicht dem Vorstand und den Großaktionären nicht. So sollen allein bei Opel in diesem und im nächsten Jahr weitere 2.000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Solche Angriffe stoßen aber auf zunehmenden Widerstand. Wie bereits berichtet, kam es am 15. September im Stellantis-Werk Sevelnord (ehemals PSA) in Hordain im Nordfrankreich zu einem selbständigen dreitägigen Streik. Rund 200 Arbeiter forderten 400 Euro mehr für alle wegen der Inflation, eine einmalige Bonuszahlung von 6.000 Euro, Festanstellung der Leiharbeiter und Verbesserung der Arbeitsbedingungen. [2] Der Auslöser war die plötzliche Ankündigung der Betriebsleitung, dass am Ende der Schicht 20 Minuten zusätzlich Mehrarbeit geleistet werden sollte. [3]
Solche selbstständigen Streiks für Teuerungszulagen und Lohnnachschlag sind in einer Situation, wo die Herrschenden die Krisen- und Kriegslasten auf die Arbeiter und die Massen abwälzen wollen, von besonderer politischer Bedeutung. Sie signalisieren, dass die Streikenden sich vom Trommelfeuer des Verzichtens und „Unterhakens“ mit Regierung und Monopolverbände nicht vom Kampf um ihre Klasseninteressen abbringen lassen, sondern in die Offensive gehen. Wir Arbeiter sind nicht bereit sind, für den von beiden imperialistischen Blöcken geführten Krieg in der Ukraine zu frieren und auf Lohn zu verzichten, sondern müssen den aktiven Widerstand gegen einen Dritten atomar geführten Weltkrieg organisieren.
Auf die Demonstration am 1. Oktober in Berlin „Wir zahlen nicht für eure Kriege - wir stehen gegen eure Kriege auf!“ sollten deshalb Industriearbeiter-Delegationen aus den Konzernbetrieben Flagge zeigen. Dafür gilt es jetzt zahlreichen Kolleginnen und Kollegen für die Teilnahme zu mobilisieren!