Metalltarifrunde
Gefährdet die 8-Prozent-Lohnforderung kleine und mittlere Betriebe?
Das Ammenmärchen von angeblich zu hohen Löhnen und Gehältern als Ursache für den Ruin vieler Klein- und Mittelbetriebe hat in laufenden Tarifrunden und ganz besonders in diesen Krisenzeiten Hochkonjunktur.
Tatsächlich werden Jahr für Jahr tausende Betriebe in die Insolvenz getrieben. Doch diese Erscheinung hat mit der Lohnhöhe genauso wenig zu tun wie die Benzinpreise der Mineralölkonzerne mit Nächstenliebe. Die tatsächlichen Ursachen liegen zum einen in der gesetzmäßigen Entwicklung zu immer weiterer Konzentration des Kapitals, zum anderen im vernichtenden Charakter der kapitalistischen Konkurrenz begründet.
Von wegen „fairer Wettbewerb“! Dieser “Wettbewerb“ ist eine chronische Vernichtungsschlacht mit dem Ziel, seinen eigenen Marktanteil auf Kosten der Konkurrenz ständig auszuweiten. Als im Alltag bekanntestes Beispiel steht dafür die Schließung tausender Bäckereien, Metzgereien und Kleinhändler als Folge aggressiver Preispolitik von Großhandelskonzernen. Dort waren schon immer Niedriglöhne vorherrschend. In der Automobilindustrie betreiben die führenden Monopole ihre Profitmaximierung nicht nur auf dem Rücken ihrer eigenen Belegschaften, sondern auch zu Lasten der nicht monopolisierten Industrie mit immer strengeren Vorgaben für Kostensenkungsprogramme. Wer nicht mitzieht, bekommt keinen Auftrag
Lohnverzicht konnte und kann diesen Prozess nicht stoppen. Das belegen viele mahnende Beispiele von ausgehandelten Verzichtserklärungen auf Lohnbestandteile zur angeblichen Rettung vor Betriebsschließungen. Mit dem einzigen Ergebnis, dass die Belegschaft am Ende mit weniger Gehalt in die Arbeitslosigkeit geschickt wurde. Erst in einer sozialistischen Planwirtschaft kann die Vernichtungsschlacht der kapitalistischen Konkurrenz aufgehoben und das gesamte Lohnsystem von ihrem knebelnden Warencharakter befreit werden.
Der gewerkschaftliche Grundgedanke ist ein gemeinsam erkämpfter Tariflohn für alle Arbeiter und Angestellte. Unabhängig von der Bilanzhöhe der Betriebe, in denen sie ihre Arbeitskraft verkaufen. Egal wie hoch oder niedrig das Gehalt ist: Alle müssen im Laden die gleichen Preise bezahlen. Wird dieser Grundgedanke aufgeweicht, führt das geradewegs zu vorgewerkschaftlichen Zeiten, in denen der Preis der Ware Arbeitskraft allein durch Angebot und Nachfrage individuell ausgehandelt wurde. Mit erbärmlichem Tagelohn und bitterer Armut als Folge. Das Streben der Wirtschaftsverbände, die allgemeine Gültigkeit von Tarifverträgen mit Sonderbetriebsvereinbarungen an allen Ecken und Enden aufzuweichen, muss entschieden, auch innerhalb der Gewerkschaft, kritisiert und bekämpft werden.
Angesichts aktuell horrender Energiekosten ist es vollkommen richtig, auch gegen die Ruinierung von Klein- und Mittelbetrieben durch Regierung und Monopole eintzutreten. Aber nicht auf Kosten von Löhnen und Gehältern, sondern auf Kosten der Monopolprofite. Eine umsatzbezogene Sozialsteuer von 8 Prozent mit Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge zu 100 Prozent durch die Unternehmen würde kleine Unternehmer entlasten.