21. September 1972
Philippinen: Erklärung des Kriegsrechts durch Marcos
Vor 50 Jahren erklärte der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Sr. das Kriegsrecht und leitete damit eine 14 Jahre dauernde gewaltsame Unterdrückung jeder Opposition in den Philippinen ein.
Anlass war ein Bombenanschlag im August 1972, für den Präsident Marcos die Kommunistische Partei der Philippinen (CPP) und die Neue Volksarmee (NPA) verantwortlich erklärte. Längst ist geklärt, dass dieser Anschlag, wie andere Anschläge 1971, inszeniert war, um eine Begründung für die Ausrufung der militärischen Diktatur zu schaffen. US-Präsident Richard Nixon unterstützte die Ausrufung des „Kriegsrechts gegen die kommunistische Gefahr“. Die USA benötigten die philippinischen Militärstützpunkte für ihren Krieg gegen Vietnam. Die revolutionäre CPP leistete zum Ende der Marcos-Diktatur 1986 einen wesentlichen Beitrag. Die People-Power-Bewegung von kirchlichen und demokratischen Kräften mit den revolutionären Kräfte stürzte die Marcos-Diktatur.
Zur Generalversammlung der UN am 21. September 2022 sprach der neue Präsident der Philippinen, Ferdinand Marcos Jr., und rechtfertigte anlässlich des 50. Jahrestags der Erklärung des Kriegsrechts die 14 Jahre währende Unterdrückung. Die philippinische Menschenrechtsorganisation Karapatan verurteilte die fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen unter der aktuellen Marcos-Regierung und die Straflosigkeit für ihre Verbrechen. Ihre Sprecherin Christina Palabay: "Marcos Jr. erwähnte das Gemeinsame Menschenrechtsprogramm der Vereinten Nationen, und dennoch setzt er weiterhin die drakonische Politik seines Vorgängers Duterte um, die zu außergerichtlichen Tötungen, Folter, Verschwindenlassen, illegalen und willkürlichen Verhaftungen und Inhaftierungen geführt hat. Nein, Herr Marcos, Sie können nicht alle hinters Licht führen, vor allem nicht diejenigen, die die tatsächliche Menschenrechtssituation kennen und erleben."
Den aktuellen Präsidenten Marcos vor der UN zu hofieren reiht sich in die Indo-Pazifik-Strategie der NATO ein. Die Schulbücher in den Philippinen werden unter der jetzigen Bildungsministerin, Sarah Duterte, umgeschrieben, und die Marcos-Diktatur wird als goldenes Zeitalter verklärt. Das gehört zur zunehmenden Faschisierung und zur antikommunistischen Unterdrückung. Und es steht in engem Zusammenhang mit der sich akut verschärfenden Gefahr eines Dritten Weltkriegs.