Afghanistan

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"Der Iran hat sich erhoben, jetzt sind wir dran"

Im Folgenden der vollständige Bericht von einer mutigen Solidaritätsaktion von Frauen mit den Protesten im Iran am 29. September in Kabul (auf Englisch veröffentlicht auf der Homepage von RAWA):

Von RAWA
"Der Iran hat sich erhoben, jetzt sind wir dran"

Am Donnerstag trugen Frauen mit Kopftüchern in Kabul Transparente mit der Aufschrift: "Der Iran hat sich erhoben, jetzt sind wir dran!" und "Von Kabul zum Iran, sagt Nein zur Diktatur!" Etwa 25 Frauen protestierten vor der iranischen Botschaft in Kabul und skandierten dabei die gleiche Losung wie im Iran: "Frauen, Leben, Freiheit!"

 

Im benachbarten Iran wurden Dutzende von Menschen getötet, nachdem es zu Demonstrationen wegen des Todes der 22-jährigen Mahsa Amini gekommen war, die verhaftet worden war, weil sie angeblich gegen die Vorschriften über Hijabs und bescheidene Kleidung verstoßen hatte.

 

Wir müssen diesen schrecklichen Regierungen ein Ende setzen", sagte eine Demonstrantin. "Auch die Menschen hier sind die Verbrechen der Taliban leid. Wir sind sicher, dass sich unser Volk eines Tages genauso erheben wird wie das iranische Volk", sagte sie. Die Kundgebung finde statt, "um unsere Unterstützung und Solidarität mit dem iranischen Volk und den weiblichen Opfern der Taliban in Afghanistan zu zeigen".

 

Seit ihrer Rückkehr an die Macht im vergangenen Jahr haben die Taliban eine Reihe von Einschränkungen erlassen, die das Leben der Frauen auf der Grundlage ihrer Auslegung der islamischen Scharia kontrollieren. Viele der Regeln - darunter die Kleiderordnung, die Trennung von Männern und das Reisen in Begleitung eines männlichen Vormunds - werden von der Sitten- und Tugendpolizei der Taliban überwacht, die in Weiß gekleidet durch die Straßen streift.


Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit vollständig verhüllen, vorzugsweise mit der allumfassenden Burka, so die Regeln, die im ganzen Land mit unterschiedlicher Strenge durchgesetzt werden. Die Taliban haben auch verhindert, dass Mädchen in die weiterführenden Schulen zurückkehren, und haben Frauen von vielen staatlichen Stellen ausgeschlossen.

 

Proteste von Frauen in Afghanistan sind nach der Verhaftung zentraler Aktivistinnen zu Beginn des Jahres immer seltener geworden. Wie im Iran riskieren Frauen Verhaftung, Gewalt und Stigmatisierung, wenn sie an Demonstrationen für ihre Rechte teilnehmen.

 

Auch dieses Mal rissen Taliban-Kräfte die Transparente rasch an sich und zerrissen sie vor den Augen der Demonstranten. Sie wiesen auch einige Journalisten an, Videos von der Kundgebung zu löschen. Schließlich lösten sie die Frauenkundgebung mit Schüssen in die Luft auf.