Stimmungsbild

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„Montagsdemo – das Original seit 2004 – also ohne AfD!“

Es regnet, ein kühler Herbsttag. Wir stehen an der Schranke für den Mitarbeiter-Parkplatz der Uniklinik Magdeburg. Wir verteilen Flyer für die nächste Montagsdemo und die Demo am 1. Oktober in Berlin. Viele fahren vorbei und halten nicht. Mit anderen kommen wir ins Gespräch.

„Ohne AfD? Danach wollte ich gerade fragen. Dann nehme ich es mit.“ Die Kollegin winkt uns zu, und fährt weiter. Eine andere schaut fragend, warum ohne AfD? Nimmt den Flyer aber auch.


„Ich demonstriere doch schon seit zwei Jahren!“ Und zwar mit den Corona-Leugnern, wie sich im Gespräch mit der Kollegin ergibt. „Ich musste mich schon oft als rechts-extrem bezeichnen lassen. Warum macht denn jeder seine eigene Demonstration, die Linken, die Rechten. Wir sollten uns doch nicht spalten lassen.“ Ich antworte: „Mit der AfD zusammen, auf keinen Fall! Das ist doch eine Unternehmerpartei.“

 

Das Argument „Unternehmerpartei“ überrascht sie – das hat sie noch nie gehört. „Oliver Kirchner, der Fraktionsvorsitzende der AfD im Landtag ist Unternehmer, sein Vorgänger Andre Poggenburg war es auch. Alice Weidel war bei Goldman Sachs Managerin für Investment. Die vertreten das Kapital, wie die anderen etablierten Parteien auch, nur eben den aggressivsten Teil. Die AfD hat unter anderem vorgeschlagen, dass der Osten Deutschlands Sonderwirtschaftszone wird, wie in den Entwicklungsländern. Das bedeutet Absenkung der Löhne und Arbeitsschutzbestimmungen auf das unterste Minimum.“ Darüber hat sie sich noch keine Gedanken gemacht, will sie auch nicht. Sie wird sich wohl an diesen Demos weiter beteiligen.


Am 5. September liefen in Magdeburg rund 2.000 Menschen bei der AfD-Demo mit. Sie sollte als unpolitischer Bürgerprotest wirken, kaum Transparente, keine offensichtlichen faschistischen Fahnen. Das Leittransparent brachte es auf den Punkt: „Wird der Bürger unbequem, gilt er schnell als rechts-extrem“. Es soll eine Solidarisierung erreicht werden, als wäre es ganz normal, wenn Menschen aus der Bevölkerung mit den Faschisten zusammen laufen. Und als ob "rechts-extrem", sprich faschistisch, eine x-beliebige, nur unbequeme Meinung wäre. Aber wenn dieser vorgebliche Bürgerprotest so unbequem wäre, warum wird er in den Medien so breit getreten. Wo doch linke oder gar revolutionäre Positionen aus den Medien mehr denn je ausgeblendet werden.


Am Montag beim Flyer verteilen in der Innenstadt ab 16 Uhr. Ich spreche viele an: „Montagsdemo das Original - ohne AfD!“ Öfters Daumen hoch, gerade auch von den Jüngeren. „Ohne AfD, das ist gut.“ 16:30 Uhr: Die Stimmung beginnt sich zu ändern, es sind schon viele unterwegs, die ab 18 Uhr zum Domplatz wollen, zur Kundgebung der AfD. Die Corona-Leugner sammeln sich auf dem Alten Markt, und ziehen an uns vorbei mit 200 Leuten zum Domplatz.

 

Wieder höre ich das Argument „Wir sollten uns nicht spalten lassen – wir wollen im Grunde doch das Gleiche.“ Ein überzeugter AfD-Anhänger bringt einzelne Punkte, denen man zustimmen kann, wie gegen die Gasumlage, vermengt sie aber mit nationalistischen Ansichten. Eine heillose Verwirrung. Damit bestärkt er mich aber, klare Kante zu zeigen, gegen die Verwirrung. 18 Uhr: Die Innenstadt ist dunkel und leer, nur noch wenig Menschen unterwegs. „Montags gehe ich nicht mehr in die Stadt – da sind mir zu viele Nazis unterwegs.“ Das sagen nicht wenige. Aktiver Protest wäre aber noch besser, und das zusammen mit dem Original, der Montagsdemo!

Blaue Herzchen – braune Gesinnung

Die Homepage der AfD quillt über vor blauen Herzchen, von Mitgefühl mit den hart arbeitenden Menschen, und die AfD immer an ihrer Seite. Sogar Friedenskraft ist die AfD geworden, und gegen Waffenlieferungen in die Ukraine. Ebenso die Corona-Leugner. „Die Gedanken sind frei“, ist hier ein Hit und oft zu hören. Der blaue Lack blättert aber schnell, wenn daran gekratzt wird.


Leipzig, Augustusplatz: Eine Gruppe schwarz gekleideter Männer attackiert aus der AfD-Demo heraus Gegendemonstranten an einer Haltestelle. Ausgesucht hatten sie sich vor allem Frauen und Jugendliche. In den Nazi-Chats im Internet wurde dann die Heldentat gefeiert: „Vielleicht kommen die Kinder ja jetzt im Uniklinikum zur Besinnung.“


Mit solchen feigen, faschistischen Gewalttätern macht man sich gemein, wenn man mit ihnen demonstriert. Die MLPD wird die Auseinandersetzung um die Köpfe intensivieren. Der Protest kann nicht gemeinsam mit Ultrareaktionären und Faschisten geführt werden, im Gegenteil. Denn diese vorgeblich harmlosen "unbequemen" Kräfte desorientieren und demoralisieren den Protest - im Interesse der Herrschenden.