Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Preisträger Serhij Zhadan – nah an der faschistischen Blut- und Bodenlyrik

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist eines der wichtigsten Instrumente der Kulturpolitik des deutschen Imperialismus. Die Preisträger sind daher nicht überwiegend nach künstlerischer oder kultureller Statur ausgewählt; sie zeigen vielmehr die Richtung an, in die der deutsche Imperialismus Einfluss zu nehmen wünscht.

Korrespondenz aus Berlin

Der diesjährige Preisträger Serhij Zhadan aus der Ukraine ist vor allem als Lyriker von Bedeutung. Vor allem seine frühen Texte spiegeln in prosanahen reimlosen Monologen, in denen Wortbilder wie Perlen auf endlosen Satzketten gereiht sind, die Verlorenheit des kleinbürgerlichen Intellektuellen in der Gegenwart wider. Der Zusammenbruch der revisionistischen Sowjetunion hat die Ukraine als Paradies der Oligarchen in den modernen Kapitalismus entlassen. Auch Intellektuelle wie Zhadan, die den Revisionismus mit dem Sozialismus identifizieren und in ihrem Kampf gegen den sterbenden sowjetischen Imperialismus zu wütenden Antikommunisten geworden sind, können die geistige und seelische Leere des Oligarchenkapitalismus nicht ignorieren. Zhadans Gedichte sind durchtränkt von schwarzer Melancholie, deren Panzerung immer wieder von impulsiver, aber zielloser Wut durchbrochen wird.

 

Doch wenn der schreibende Kleinbürger auch bilderreich die Sinnlosigkeit seiner Existenz beklagt, er muss ihr einen Sinn geben, wenn er in der Welt bestehen will. Der Sinn, den Zhadan seinem Leben und Werk verleiht, ist der ukrainische Nationalismus. Er ist kein primitiver Barde, der Bandera und seiner UPA huldigt. Sein Nationalismus ist subtiler verpackt.

 

Er schreibt über die Ostukraine im Krieg, aber er schildert ein unwirkliches Land. Der Donbass ist das industrielle Zentrum dieses Gebiets, geprägt von Gruben, Stahlwerken, Maschinenbau. In Zhadans Texten wird das nicht erwähnt. In ihnen gleicht die östliche Ukraine einem vorzeitlichen Land. Die Menschen sind in den Ablauf der Natur eingebunden, über den hinaus sie nicht denken. Die Frauen sind selbstverständlich bäuerliche Heilige, Madonnen mit und ohne Kind; die Männer Krieger. Sie kämpfen und sterben gegen einen namenlosen Feind, der wie ein Schemen aus dem Nebel der Geschichte auftaucht. Eingekleidet sind diese archaischen Schlacht- und Trauergesänge in schwülstige Bilderfolgen. Es wimmelt nur so von Gott, Glaube (obwohl Zhadan erklärter Atheist ist), vom himmlischen Reich und vom Tod. Diese Gedichte wandeln ganz nah bei den sumpfigen Gefilden der faschistischen Blut- und Bodenlyrik.

 

Die Auszeichnung Zhadans eröffnet einen unfrohen Ausblick in die Zukunft, die der deutsche Imperialismus ansteuert. Das Bündnis von Liberalismus und Faschismus, das Zhadan - der selbst kein Faschist ist - hier versinnbildlicht, kann den Arbeitern weltweit nur das himmlische Reich des Todes bescheren.