Dreiste Meinungsmache

Dreiste Meinungsmache

Sich auf den „unvermeidbaren“ Krieg einstellen?

Mein älterer Nachbar, eigentlich ein vernünftiger fortschrittlicher Kerl, erzählte mir: Er habe sich jetzt auf acht Tage ohne Strom eingestellt: Trinkwasser für seine Familie gekauft und viel Konserven, Müsli, H-Milch usw. Warum? „Seit Tagen wird überall gesagt: Wir müssen im Fall eines Kriegs mit Stromausfall rechnen!“ Tatsächlich meldet auch "ZDF heute" am 4. Oktober eine Schlagzeile: „Stromausfall, Notlagen in Europa: EU-Kommission befürchtet Blackouts im Winter“. Und dann folgen Tipps, wie sie mein Nachbar befolgte.

Von gos

Fakten: Es gab noch nie so viele Kraftwerke für die Produzierung von Strom, nur:

  1. Wegen der Klimakatastrophe sollten eigentlich alle Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke möglichst bald abgeschaltet werden. Mit dieser Angstmacherei „Energiekrise – Blackout“ soll die Bevölkerung dazu gebracht werden, längere Laufzeiten für diese zerstörerische Stromproduktion zu akzeptieren, anstatt dagegen zu protestieren.
  2. Schon in den 1950er-Jahren wollten die Monopole die Bundeswehr atomar bewaffnen. Dagegen gab es eine riesengroße Protestbewegung, die letztlich erfolgreich war. Aber auch schon damals versuchten die Psychologen, die Bevölkerung an den Gedanken eines Kriegs zu gewöhnen. Sie propagierten die Aktion „Denke dran, schaff Vorrat an“ – und wenn man das täte, sei ein Atomkrieg nur halb so schlimm. Heute ein ähnliches Spiel: Wenn man den Keller voll gepackt hat, braucht man einen Krieg nicht zu fürchten – und deshalb auch nicht mehr dagegen auf die Straße zu gehen. So richtet sich diese psychologische Kriegsführung direkt gegen die neue Friedensbewegung, gegen jeden Protest gegen imperialistische Kriege.

 

Und mein Nachbar? Ich wies darauf hin: „Ohne Strom hast du kein Wasser. Dann kannst du nicht mehr aufs Klo!“ Er: „Dann lass ich halt meine Badewanne voll Wasser laufen!“ Ich: „Das musst du aber jetzt tun, denn wenn der Strom ausgefallen ist – ist es zu spät! Dann kannst du jahrelang nicht mehr duschen!“ Er: „Stimmt.“ Ich: „Komm mit nach Berlin auf die Antikriegsdemo!“ Er: „Bin ich zu alt. Aber ich zahl meiner Enkelin die Fahrt!“ Sie war in Berlin dabei.