Stahl
„Gemeinsam“ mit dem Vorstand oder Lohnnachschlag
Auf den beiden Betriebsversammlungen von tkSE (thyssenkrupp Steel Europe) Duisburg am 28.09.2022 konnte der Vorstand die Belegschaft nicht für die Vorstandspläne begeistern.
Thyssenkrupp konnte im Stahlbereich durch Unterbesetzung an den Anlagen und Preiserhöhungen für Stahl den Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr auf eine Milliarde Euro steigern. Diese seien aber nicht „Cash“, weil das Geld in Rohstoffe und Investitionen fließe. Vorstandsvorsitzender Bernhard Osburg warf ein Drohszenario an die Wand, dass die Energiekosten der Hütte sich im nächsten Jahr um über 650 Prozent steigen könnten und Mehrkosten von 1,5 Milliarden Euro verursachen. „Deutschland befinde sich im Krieg um Rohstoffe“ und man müsse jetzt eben „zusammenhalten“. Ganz verständnisvoll meinte er, „das auch die Verbraucher entlastet werden müssen, aber vor allem darf es nicht zu einer Deindustrialisierung und Verlust von Arbeitsplätzen in Deutschland kommen. Wir müssen gemeinsam auf die Regierung einwirken, dass die Gaspreise gesenkt werden!“
Das Ergebnis der „Expertenkommission“ der Bundesregierung entspricht genau dieser Logik. Der Gaspreis für Konzerne wird sofort auf 7 Cent gedeckelt, also auf den Stand vom letzten Jahr. Für die Arbeiter und die breite Bevölkerung soll der Gaspreis erst ab März, also zum Ende der Heizperiode, auf 12 Cent gedeckelt werden. Das ist aber das Doppelte wie vor einem Jahr! Zudem bekommt man einmalig den Abschlag für Dezember bezahlt, berechnet nach dem Verbrauch vom September, wo noch kaum geheizt wurde. Das ist glatte Abzocke und wälzt die Krisenlasten auf die breite Masse ab, zugunsten der Konzerne.
Zu Recht wurde von Rednern auf der Versammlung angegriffen, dass es kein „gemeinsam“ mit dem Vorstand gibt. Zu Recht fordern viele Kollegen die Bezahlung der 3.000 Euro steuerfrei aus dem „Entlastungspaket“ als Inflationsausgleich. Ein Kollege wies nach, dass Löhne trotz der 6,5%-Tariferhöhung durch Inflation und Preissteigerungen aufgefressen werden. Er forderte dazu auf, dass es nicht nur um eine einmalige Zahlung gehen kann, sondern ein dauerhafter monatlicher Lohnnachschlag von 250 bis 500 Euro notwendig ist. Dafür müssen wir selbständig streiken - eine Ansage, für die es viel Beifall gab. Aus Angst vor solchen Kämpfen orientierte der Betriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol auf Gespräche mit dem Vorstand. Klar, dass deswegen auch Arbeitsdirektor Grolms einwilligte. Was soll aber dabei rauskommen, außer ein paar Euro Einmalzahlung, damit wir stillhalten. Zu Ende gedacht führt das „gemeinsam“ mit dem Vorstand dazu, dass die Stahlarbeiter ihre Interessen zugunsten des Profits von thyssenkrupp und dem sich verschärfenden Konkurrenzkampf unterordnen.
Genau dieser wird auch mit Waffen ausgetragen, wie in der Ukraine und führt dieser Krieg zu einer akuten Weltkriegsgefahr. Eine Auszubildende brachte es auf den Punkt, dass dieser Konkurrenzkampf im Kapitalismus zu imperialistischen Kriegen führt und der Jugend die Zukunft verbaut. Dagegen müssen die Azubis an der Seite der Stahlarbeiter gegen die Weltkriegsgefahr kämpfen. Zudem kritisierte sie die schlechte Ausbildung durch den Abbau von Ausbilderstellen und forderte den Vorstand auf, Stellung zu nehmen. Der Vorsitzende der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung berichtete, dass eine ganze Gruppe Verfahrenstechnologen schon zweimal durch die Prüfung gefallen ist. Wie sollen sich auch die Azubis auf die Umstellung der Prüfungsordnung vorbereiten, ohne genug Ausbilder. Das Einzige, was Grolms antwortete: „Ich komme gerne mal vorbei und wir reden darüber!“ Dabei weiß er genau, worum es geht, und er war schon mehrmals bei den Azubis.
Als Fazit kann man sagen, dass der Vorstand mit seiner Profitlogik und dass man „gemeinsam durch die Krise muss“ ziemlich in die Defensive kam. Notwendig ist, dass die Kollegen daraus ihre Schlüsse ziehen und selbstbewusst für einen dauerhaften Lohnnachschlag die Initiative ergreifen und gemeinsam mit den Azubis für die Übernahme und gute Ausbildung kämpfen. Das muss sich auch direkt gegen die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten und die wachsende Weltkriegsgefahr richten.