VW Wolfsburg
Verehrtes Management, wir können rechnen!
Seit Mai 2022 werden Kolleginnen und Kollegen bei VW Wolfsburg unrechtmäßig Gelder abgezogen. Was ist der Hintergrund? Der Staat hat offensichtlich die Kurzarbeitergelder nachgeprüft, und am Standort Wolfsburg wurde Mehrarbeit während der Kurzarbeit gemacht – das will der Staat nun zurück. Mehrarbeit wurde aber von VW einberufen, außerdem wird im Rahmen der normalen Arbeitszeit schon mehrere Stunden Mehrarbeit in der Woche eingebracht. Auch das wurde nun wieder abgezogen. Welcher Kollege kann denn etwas für das Arbeitssystem? Und haben die Manager in Wolfsburg vielleicht gedacht, sie kommen damit durch? Erinnert das nicht an den Dieselskandal? Die Abzüge gehen von 300 bis 7000 Euro, die Lohnabrechnungen dazu sind unverständlich und bis zu sieben Seiten lang.
Eine kämpferische Informationsveranstaltung fand am 5. Oktober statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung widerlegten die Vertrauensleute von Golf und Tiguan / Touran gemeinsam die dürftigen Argumente des Managements im offenen Schlagabtausch. Neben dem Lohnraub kamen auch die ständigen Personalprobleme zum Vorschein: dass Kollegen mit Einschränkungen wieder an die Linien gehen müssen; die zunehmende Respektlosigkeit, das Versagen des Personalwesens, die kleinsten Fragen zu beantworten usw. Dass sich alle Manager zunächst bei der Belegschaft entschuldigten, ist reine Heuchelei, denn damit haben wir unser Geld nicht wieder. Der Entschuldigung folgt dann auch prompt die Drohung, dass Vertrauen auch bedeute, dass nichts von diesen Vorgängen hier in die Medien ginge. Sollte es nicht nach dem Dieselskandal eine neue Unternehmenskultur der Offenheit und Transparenz geben?
Die Kritiken am Management nehmen zu, aber bisher noch als Appelle an die Vernunft der Manager. Doch wie haben die sich verhalten? Sie sind ahnungslos, Opfer der Lieferketten und leider gezwungen, die Ausbeutung weiter voranzutreiben? Nein. „Die haben uns abgezockt“, sagte ein Kollege. Und wir sollen jetzt alles bezahlen. Mal wieder! Zum Lohnraub gehört auch, dass wir im Januar zwei Wochen auf eigene Kosten zu Hause geblieben sind. Das alles gegengerechnet. Und wir sollen noch dankbar für die Prämie aus dem Porsche-Börsengang sein. Verehrtes Management, wir können rechnen!
Der Betriebsrat strebt nun eine Sammelklage an, damit wir die Gelder zurückbekommen, aber das kann lange dauern. Wir fordern außerdem die volle Aufklärung des Vorgangs. Es ist an der Zeit, die Linien solange anzuhalten, bis alle betroffenen Kollegen sofort das Geld zurückbekommen. Dabei können wir gleich über Lohnnachschlag beraten – das brauchen wir nämlich angesichts der rasanten Inflation. Außerdem brauchen wir aus den Betrieben Signale gegen die drohende Weltkriegsgefahr, die auch viele Kollegen umtreibt. Dazu brauchen wir Beratungen der Kollegen in allen Bereichen, Erklärungen, Beschlüsse und Aktivitäten. Es reicht!