Iran
Was passierte gestern Nacht im Evin-Gefängnis in Tehran?
Es gibt darüber viele Spekulationen. Soeben berichtet die Tagesschau, dass es 40 Todesopfer gab.
Ario Mirzaie, Mitarbeiter von Campact und Kenner des Iran, schreibt auf Twitter:
"Der Morgen danach: Bisher unklar, was gestern Nacht im Evin-Gefängnis in Tehran genau passierte. Das Feuer ist gelöscht. Vor dem Gefängnis sammeln sich Angehörige. Drei Szenarien kursieren:
- Es gab einen Aufstand und Inhaftierte haben Feuer gelegt.
- Brandstiftung durch das Regime, um politische Gegnerinnen und Gegner zu töten.
- Feuer bricht durch Unfall aus und wird billigend in Kauf genommen. Zur Bewertung wichtig zu wissen: im Folter-Gefängnis Evin sitzen viele Protestierende und politische Gefangene.
Die Erklärungen staatlicher iranischer Nachrichtenagenturen wie Fars oder Irna sind Bullshit. Bitte nicht glauben. Die erzählen z.B., es wäre ein Konflikt unter Diebesbanden. Oder behaupten, Menschen seien bei einem Ausbruchsversuch über Minen gelaufen.
Für Szenario 2.) sprechen Hinweise, die aktuell aus dem Umfeld von Inhaftierten kommen: Einem prominenten Gefangenen der Familie Rafsanjani, der auf Hafturlaub ist, sei gesagt worden, er solle vorerst nicht ins Evin-Gefängnis zurückkehren.
Der Bruder eines Inhaftierten: 'Mit dem Brand im Evin-Gefängnis wollen sie ein weiteres Rex-Kino schaffen. Sie wollen die Gefangenen für ihr Überleben opfern. Das Leben der Evin-Gefangenen ist in Gefahr.' Beim Anschlag auf das Kino Rex in Abadan im August 1978 sind 422 Menschen gestorben. Khomeini gab das Feuer in Auftrag, um die Bevölkerung gegen den Schah aufzuhetzen. Er behauptete dreist, man beschuldige die Mullahs zu unrecht. Eine Lüge.'
Letztes Jahr wurden die Sicherheitskameras des #EvinPrison gehackt. Die Aufnahmen geben Einblicke in dieses Foltergefängnis. Das Regime weigert sich seit jeher, UN-Kontrolleure in das Evin-Gefängnis zu lassen. Kein Wunder. Das überfüllte Evin-Gefängnis darf nicht fotografiert werden, Bilder sind selten. Fotografin Zahra Kazemi wird 2003 wegen Fotos davor verhaftet und zu Tode gefoltert. Berüchtigt ist Trakt 209 für politische Gefangene, der dem Geheimdienst untersteht."