Leserbrief
Mercedes + 20 Prozent Effizienz – Aber IG Metall fordert 8 Prozent und eskaliert?
„Mercedes + 20 Prozent Effizienz.“ „IG Metall fordert 8 Prozent und eskaliert.“ Als ich diese zwei Schlagzeilen am Donnerstag früh, 13. Oktober, in der Zeitung las, wurde die Milch in meinem Kaffee (beinahe) sauer.
Auf der Titelseite und im Artikel wurde die angekündigte Steigerung des Profits als nächster Schritt des Konzerns verkündet. Vorstand Burzer stellte weiteren Personalabbau in Abrede. Dann kann ja der Gesamtkonzern (PKW und LKW) alle Standorte ohne Personalabbau garantieren. Ob Busse in Mannheim und Ulm, das Werk in Brasilien oder auch der gesamte Standort Stuttgart-Untertürkheim. Dann können ja auch alle Leiharbeiter fest eingestellt werden.
Inmitten einer Krise auf dem kompletten Globus, bis hin zur Gefahr eines Weltkriegs, gibt es für Konzerne nur eine Gier: Profit.
Und jetzt wir, die Metaller, die Automobiler. Ich war am Mittwoch, den 12. Oktober, mit Tausenden Kolleginnen und Kollegen in Kornwestheim zur Tarifrunde. Die Forderung für die Tarifrunde beträgt 8 Prozent. Das ist viel zu gering, sagte selbst der I-G-Metall-Bezirksleiter. Und dann die Schlagzeile im Wirtschaftsteil: Die IG Metall sucht die Eskalation.
Das ist schlichtweg eine hanebüchene Verzerrung der Lage. Wir, die Normalbevölkerung, sollen für die Krisen und Kriege des Systems zahlen. Milliardäre und Millionäre haben nur Plus. Politiker fliegen auf unsere Kosten in der Welt herum, Könige und Superstars feiern und bekommen Millionen-Gagen. Wer eskaliert denn da?
Den Klein- und mittelständischen Unternehmen sei zur Erinnerung gesagt: Sie werden von den Global Playern ausgesaugt und mit den Preisdiktaten erpresst. Sollen wir Metaller dies durch Verzicht auch nochmals bezahlen?
Solidarität aller Kolleginnen und Kollegen ist das Gebot – nicht nur in der Tarifrunde 2022. Solidarität mit den ver.di-Kollegen, mit den streikenden Kollegen der Raffinerien in Frankreich und nicht zuletzt mit den iranischen Kollegen der Ölindustrie. Diese kämpfen unter Einsatz ihres Lebens gegen eine faschistische Diktatur – und das mit den iranischen Frauen zusammen. Das sind für mich alle tatsächliche Helden des Alltags und einer ehrlichen Menschheit. Respekt dafür.