Spekulation

Spekulation

Gaspreise: Wo sie steigen - wo sie fallen

Am Freitag verschickten die Stadtwerke München Briefe, dass im nächsten Jahr die Gaspreise sich mehr als verdoppeln werden, und dies entsprechende Auswirkungen auf die Strompreise haben werde.

Von hi
Gaspreise: Wo sie steigen - wo sie fallen
(foto: Vova Shevchuk, Shutterstock)

Der Brief enthielt auch gute Nachrichten für uns Gaskunden. Zum einen, wo man sich über Energieeinsparmöglichkeiten informieren kann, zum anderen den guten Rat, jetzt schon freiwillig die Abschlagszahlungen zu erhöhen, angesichts der im nächsten Jahr fälligen hohen Nachzahlungen. Sie werden Rentner, Arbeitslose und teilweise Arbeiterfamilien an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen.

 

Allerdings liegt das nicht an Putin. Die Energiehändler juckt das bisschen Gas, das er nicht mehr schickt, nicht. Im Gegensatz zu den Preisen für die Massen ist der europäische Gaspreis an der Börse von über 300 Euro je Megawattstunde (MWh) im August auf 117 pro MWh im Oktober gefallen. Von diesem Sinkflug sehen wir nichts auf unseren Gasrechnungen, genauso wenig wie der starke Anstieg der Preise im Februar und August ein Ergebnis von Gasknappheit waren. Sie waren Folge der Spekulation.

 

Die Gasspeicher in Deutschland sind zu 96,3% gefüllt. Nicht nur die Regierung hat große Mengen gebunkert. Die Einkaufsgesellschaft Trading Hub Europe (THE) hatte in den Vorwochen aggressiv große Mengen von Gas eingekauft, ohne sie für einen späteren Zeitpunkt wieder zum Verkauf zu stellen. Also "verschwand" dieses Gas rein optisch von der Bildfläche. „Die Einkäufer dort haben den Markt damit massiv nach oben gekauft“, sagt Energieexperte Stefan Küster vom Analysehaus Enerchase. Nun sei die aggressive Strategie nicht mehr so nötig und die Preise fielen wieder.

 

Zum anderen kommen große Mengen Flüssiggas nach Europa, das schon ein Drittel des europäischen Gasmarktes ausmacht. „Vor der spanischen Küste stauen sich nun bereits die Tanker“, so Tobias Federico von der Energieberatung Energy Brainpool. Auch die Strompreise, die an die Gaspreise angeschlossen sind, fallen an der Börse.

 

Dass dazu auch der Streckbetrieb dreier AKWs beitrage, ist eher Augenwischerei. Laut ICIS bringe der Streckbetrieb sieben Terawattstunden. Ein eher geringer Anteil von den 2021 verbrauchten 580 verbrauchten Terawattstunden. Da geht es mehr um die militärische Seite, die Stützung der Teilhabe der BRD an Atomwaffen. Es wird argumentiert, dass die Gaskraftwerke am teuersten produzierten, nach denen sich dann der Strompreis richte, und je weniger diese produzieren, je billiger werde der Strom. Aber abgesehen davon, dass alle AKWs wegen der Gefahren für die Menschheit abgeschaltet werden müssen, ist auch die Mär vom günstigen Atomstrom längst widerlegt, da diese von der Entwicklung über Bau und Betrieb bis zur Abschaltung massiv aus unseren Steuergeldern subventioniert werden.

 

Bürgerliche politische Ökonomie vor dem Scherbenhaufen

52 Seiten

2 €

mehr Infos

Jetzt bestellen

Einig sind sich die Analysten weitgehend darin, dass die Verbraucher nicht davon ausgehen können, dass die sinkenden Börsenpreise an sie weitergegeben werden. Sie raten ihnen, ein paar Tausend Euro für die Nachzahlungen im nächsten Jahr auf die Seite zu legen. Wovon sollen sich Arbeiterfamilien, Rentner und Arbeitslose mal eben "ein paar Tausend Euro" zur Seite legen, wenn sie für Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs bereits 20 Prozent mehr ausgeben müssen? Unbedingt gehören die Montagsdemos gestärkt und der Widerstand gegen die Abwälzung der Krisen- und Kriegslasten auf die Massen!

 

Die hochschnellenden Preise im Energiebereich haben genau so wenig mit Mangel zu tun, wie die im Lebensmittelbereich. Beide haben sie ihre Ursache in der Spekulation. Hans R. Herren (Stiftung Biovision, Welternährungspreis 1995) führte im Mai am Beispiel des Getreidehandels aus: „Die Weltgemeinschaft hat eigentlich genug zu essen … . Der Preisanstieg in den vergangenen Wochen beruht zu großen Teilen auf Spekulation. ... Zum Beispiel kreiert man einen künstlichen Mangel, hält riesige Mengen an Getreide zurück, in der Hoffnung, dass der Preis steigt und man später teuer verkaufen kann.“ Der Getreidehandel wird zu 80 Prozent von vier Monopolen beherrscht, die damit eine ungeheure Macht haben.

 

„Die gigantische Aufblähung der Spekulation hat spätestens mit der Neuorganisation der internationalen Produktion eine dominierende Rolle in der Weltwirtschaft eingenommen. Sie ist zu einem notwendigen, das heißt allgemeingültigen Bestandteil der Maximalprofit erheischenden Kapitalverwertung geworden. In den letzten Jahren ist das spekulative Kapital geradezu explodiert“, so Stefan Engel in der von der MLPD herausgegebenen Broschüre "Bürgerliche politische Ökonomie vor dem Scherbenhaufen", Seite 26.

 

In der Spekulation kommt die Fäulnis und Dekadenz  dieser Gesellschaftsordnung zum Ausdruck. Die Menschen, die heutzutage verhungern oder erfrieren, sind vom internationalen  Finanzkapital ermordete Menschen. Die Menschheit drängt nach der revolutionären Überwindung des imperialistischen Weltsystems!

 

Literaturhinweis zur Rolle der Börse: Stefan Engel, Götterdämmerung, S 144 Die Rolle der Börse im Prozess der Internationalisierung des Kapitals