IPPNW-Kongress in Nürnberg
Krieg – Umweltkrise – Gesundheitskrise und ihr Zusammenhang
„Medizin & Gewissen: LebensWert“ – unter diesem Titel veranstalteten die Internationalen Ärzte zur Verhinderung eines Atomkriegs (IPPNW) in Nürnberg vom 21. bis 23. Oktober einen Kongress.
Anlass dazu waren 75 Jahre Nürnberger Ärzteprozess und Nürnberger Kodex. Die grausamen Menschenversuche von KZ-Ärzten sowie die aktive Rolle zahlreicher deutscher Mediziner im Dienste des Hitler-Faschismus wurden damals in Rahmen der Nürnberger Prozesse in einem gesonderten Prozess angeklagt. Im Programmheft heißt es dazu: „Im Nationalsozialismus hatte die deutsche Medizin rassistische und utilitaristische Konzepte umgesetzt, die zur massenhaften Ermordung sowohl von gesunden, als 'rassisch minderwertig' etikettierten Mitbürger*innen als auch von chronisch kranken oder behinderten Menschen geführt hatten.“ [1]
Zu Recht wird im Rahmen des Kongresses darauf hingewiesen, dass ein Zusammenhang zwischen völkerrechtswidrigen Kriegen, Rassismus und Faschismus besteht und das Kongressthema auch heute wieder brandaktuell ist. Auch der Zusammenhang von der drohenden globalen Umweltkatastrophe zur Zerschlagung von Gesundheitssystemen wird hergestellt: „In einem heute weitgehend kommerzialisierten Gesundheitswesen sind die Gesundheit und das Patientenwohl vieler Menschen gefährdet, wenn ihr Lebenswert an einer möglichen ökonomischen Wertschöpfung gemessen wird. Ist dies in reichen, sozialstaatlich organisierten Gesellschaften bereits ein Problem, so bleiben besonders auf globaler Ebene Milliarden Menschen ohne adäquate medizinische Versorgung. Die planetare Perspektive wird beim menschenverursachten Klimawandel unabdingbar sichtbar – geht er doch einher mit einer globalen Gefährdung.“ [2]
Vertieft wurde dies Im Vortrag der IPPNW-Covorsitzenden Dr. Angelika Claussen. [3] Sie wies darauf hin: „In der Debatte zur Bewältigung der Klimakrise wurde der Beitrag des Militärs und der Rüstungsindustrie am globalen CO2-Fußabdruck bisher weitgehend ausgeklammert. Obwohl der Anfang April veröffentlichte IPCC-Bericht einen 'systemischen Wandel' fordert, finden sich zum Schlagwort 'Military' insgesamt nur sechs Ergebnisse in dem knapp 3.000 Seiten langen Report. ... Die bürgerlichen Think tanks schweigen zu den Klimafolgen eines sog. begrenzten Atomkriegs – weltweite Hungersnöte infolge eines nuklearen Winters, die ca. zwei Milliarden Menschen das Leben kosten würden."
Die im Vortrag geäußerte Hoffnung auf Lösung der Menschheitsprobleme durch „Kooperation“ der imperialistischen Mächte ist eine Illusion: die ungleichmäßige Entwicklung der Imperialisten, ihr Kampf um die Vorherrschaft auf der Welt, Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln – das sind Gesetzmäßigkeiten des imperialistischen Weltsystems, die sich nur durch die internationale sozialistische Revolution beenden lassen.
Wie Umwelt- und Friedensbewegung zusammenwirken, muss im Rahmen des Aufbaus einer neuen Friedensbewegung breit diskutiert werden, auch, dass die Umweltfrage weit über die Klimafrage hinausgeht – zum Beispiel die drohende Verseuchung des Globus durch ABC-Waffen – und dass ohne den internationalen aktiven Widerstand unter Führung der Arbeiterklasse weder Völkerfrieden herbeigeführt noch die drohende globale Umweltkatastrophe verhindert werden kann.