Tod eines jungen Leiharbeiters bei ThyssenKrupp

Tod eines jungen Leiharbeiters bei ThyssenKrupp

Protestdemonstration: Werden hier die Umstände vertuscht? Aufklärung gefordert

Einige Hundert Menschen - vor allem aus der bulgarisch-türkischen Community - demonstrierten in Duisburg-Bruckhausen zum ThyssenKrupp-Tor 3. Dort hielten sie eine Kundgebung ab, um eines 26-jährigen bulgarischen Arbeiters zu gedenken, der am Freitag, den 14. Oktober, auf dem Werksgelände von ThyssenKrupp unter ungeklärten Umständen zu Tode kam.

Korrespondenz aus Duisburg
Protestdemonstration: Werden hier die Umstände vertuscht? Aufklärung gefordert
Trauer und Wut über den Tod eines jungen Kollegen (rf-foto)

Neben dem Beistand für die Familie des Kollegen, vor allem für seine junge Frau und zwei Kinder, haben die Demonstrantinnen und Demonstranten aber auch Fragen und Forderungen! Bisher schließt die Polizei Fremdverschulden aus.

Doch verschiedene Umstände werfen Fragen auf.

  • Obwohl bereits seit der Frühstückspause verschwunden, stellte erst die Familie eine Vermisstenanzeige, als der Kollege nicht von der Arbeit nach Hause kam.
  • Seine Kollegen hatten ihn nach der Schicht abgemeldet.
  • Eine zunächst erfolglose, dreitägige Suchaktion.
  • Zufälliges Auffinden des Leichnams in einem schwer zugänglichen Schlackebecken. In so ein abgesichertes Becken fällt man nicht einfach rein!
  • Es ist Vorschrift, die Reinigungsarbeiten auf der Hütte in Trupps mit mindestens drei Leuten durchzuführen. Der Kollege war aber offensichtlich allein.

 

„Was also ist genau passiert?“, fragen viele Demonstrantinnen und Demonstranten. Die genauen Todesumstände müssen aus ihrer Sicht eindeutig geklärt werden, damit die Familie des Kollegen zur Ruhe kommen kann. Das muss aber auch geschehen, um die Verantwortung für den Tod des Kollegen feststellen zu können. „Wir sind hier“, so ein Kollege, „um der Familie beizustehen! Wir sind aber auch hier, um die lückenlose Aufklärung zu fordern! Und wir wollen, dass alle Kollegen, die auf ThyssenKrupp arbeiten, auch von ThyssenKrupp angestellt werden! Alle Leiharbeiter müssen von ThyssenKrupp voll übernommen werden! Keine Zwei-Klassen-Belegschaft mehr!“

 

Letzteres spielte in den Sprechchören „Adalet!“ (Gerechtigkeit) und etlichen Diskussionen eine große Rolle. „Wir sind doch alle Europäer! Warum immer diese Unterschiede in der Behandlung?“, wurde gefragt. Im Anschluss an die Kundgebung an Tor 3 marschierte ein Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Zentrum von Bruckhausen und diskutierte weiter in Gruppen auf der Straße. Dabei wurde deutlich: Unter diesen Menschen wird bis zur Klärung der Todesursache keine Ruhe einkehren! Und sie verlangen Respekt und Gleichbehandlung in der Gesellschaft.