Filmkritik

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„Im Westen nichts Neues“ - Mit dem Klassiker nur noch den Namen gemeinsam

Seit Ende September läuft in deutschen Kinos der Film „Im Westen nichts Neues“. Er wird jetzt auch über Netflix verbreitet und sogar als deutscher Kandidat zur Oscar-Verleihung angepriesen.

Lesermeinung aus Gelsenkirchen

Aber mit der bereits mehrfach verfilmten Roman-Vorlage von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929 hat der jüngste Film nur den Namen gemein. Dieses Buch war damals eine pazifistische, so vehemente Anklage gegen Krieg und Militarismus, dass die Hitler-Faschisten es verbieten und verbrennen ließen.

 

Jetzt wird eine verlogene Übernahme der Ursprungsgeschichte regelrecht umgedreht zu einem Machwerk des imperialistischen Pazifismus,  bis hin zur Weißwäscherei des deutschen Imperialismus.

 

Wie im Buch zieht der Gymnasiast Paul 1917 mit seinen Schulkameraden, von ihren Lehrern aufgehetzt, mit „Hurra“ in den Krieg. Wie im Buch werden ihre Illusionen von den furchtbaren Gräueln in den Schützengräben zerschmettert. Blutrünstige, brutale Szenen dominieren den zweieinhalbstündigen Film, dessen Höhepunkt erreicht wird, als in Deutschland bereits die Novemberrevolution gesiegt hat und Kapitulationsverhandlungen beginnen.

 

Rein gar nichts ist zu erfahren über die Verursacher, Verantwortlichen und Kriegstreiber. Nur ein halsstarriger General erklärt den Krieg zu seinem einzigen Lebenszweck, um sich bei der Niederlage zu besaufen.

 

Aber als Fazit bleibt: Die deutschen Soldaten erscheinen bei weitem tapferer als die gegnerischen Franzosen. Die können die Deutschen nur wegen besserer, mörderischer Waffen – wie Gas, Panzer und Flammenwerfer - zum Rückzug zwingen. In den Kapitulationsverhandlungen sind es die französischen Militärs, die den dringenden Bitten des Gesandten der sozialdemokratischen Berliner Regierung, Matthias Erzberger, nach einem Waffenstillstand während der Verhandlungen eiskalt ablehnen. Es wird weiter gekämpft, gemordet und gestorben – womöglich bestialischer als zuvor. Erst neben einem von ihm im Nahkampf tödlich verletzten Franzosen dämmert es Paul, auf welches Verbrechen er sich eingelassen hat.

 

So aber lässt der Film auch revanchistischen Vorstellungen Spielraum, wonach die Novemberrevolution dem deutschen Kaiserreich den „Dolchstoß“ verpasst habe. Kriegsschrecken alleine ermutigen keineswegs zum Kampf für Frieden und Völkerfreundschaft.