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Mit dem Buchverkauf weltanschauliche Fragen angehen

Vor kurzem haben wir bei zwei Warnstreiks bei Mercedes-Benz in Düsseldorf vier Bücher „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“ verkauft. Als MLPD sind wir durch jahrelange Kleinarbeit bei der Belegschaft bekannt. Durch die weltweite Entwicklung wächst auch die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative, warum sich vermehrt Kollegen mit uns ernsthaft auseinandersetzen wollen. Das Buch ist dafür gut geeignet.

Korrespondenz aus Düsseldorf
Mit dem Buchverkauf weltanschauliche Fragen angehen

Für den Verkauf des Buches ist es wichtig, dass man es selbst gut kennt. Wir sprachen bewusst an: „Es geht um mehr als 8 Prozent – gegen die akute Weltkriegsgefahr müssen wir die internationale Arbeitereinheit stärken“. Das war der Einstieg in viele Grundsatzdiskussionen und längere Gespräche.

 

Dafür hatten wir gut sichtbar das Buch in der Hand bzw. oben liegend auf unserem Material. Auf die Reaktionen gingen wir dann unterschiedlich ein, aber verbanden das mit Hinweis auf das Buch bzw. dem Kernsatz: „Dieses Buch ist eine hervorragende Anleitung dafür, wie wir Arbeiter mit jeglicher Spielart und dem Einfluss des Opportunismus fertig werden können“.

 

Ein Kollege meinte: „Ja, von der Gewerkschaftsspitze müsste mehr kommen, auf die Straße gehen, Streiks machen – da müsste vielmehr kommen“. Darauf ging ich ein: „Das ist falsch darauf zu hoffen. Das ist eine Illusion, von der du dich freimachen musst. Dafür müssen wir uns alle weiterbilden. In diesem Buch gibt es einen ganzen Abschnitt zur Krise des Reformismus“. Ich zeigte den Abschnitt im Inhaltsverzeichnis, schlug dann die Seite 100 auf und las kurz vor: „Die rechte sozialdemokratische Führung der Gewerkschaften schwenkte auf den modernen Reformismus ein. Sie wandelte ihre Praxis der reformistischen Klassenzusammenarbeit mit Staat und Monopolen hin zum offenen Co-Management. Die weltanschaulichen Grundlagen ...“ - „Das müssen wir selbst klar haben, wir können uns nicht auf die reformistische Gewerkschaftsführung verlassen. Wenn wir das tun, sitzen wir selbst dieser Illusion von der angeblichen Sozialpartnerschaft zwischen Monopolen und der Arbeiterklasse auf“. Damit war sein Interesse geweckt und das Angebot, dass wir uns auch gemeinsam darüber auseinandersetzen, dafür treffen, war auch hilfreich dafür, sich dem zu stellen, so ein langes Buch zu kaufen.

 

Oder, ein Kollege war voll und ganz der Meinung: „Klar, 8 Prozent ist viel zu wenig, wir bräuchten 20 Prozent“. Er regte sich berechtigt über die bürgerlichen Politiker auf, dass diese „alles zulassen“. Daran ansetzen kritisierten wir den Pragmatismus der Ampel-Regierung und empfahlen den Buchkauf. Darauf meinte der Kollege abgeklärt: „Ja gut, das weiß ich ja …“. Ich hakte direkt ein: „Aber genau das nimmt ja auf dein Denken, Fühlen und Handeln Einfluss, wenn du das nicht bewusst angehst. Du hast vorher selbst gesagt, du könntest Mercedes-Benz auch verstehen, wenn die hier nur 2 bis 3 Prozent Rendite bekommen und woanders 8 Prozent. Dass die dann dahin gehen, das würdest du auch so machen – das ist opportunistisch von dir, dass du dir so eine Rechtfertigung der kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse zurechtlegst. Das geht rapp-zapp, über verschiedene Kanäle, Medien, diese Manipulation unserer Meinung müssen wir Arbeiter entlarven und überzeugend angreifen können. Dafür ist das Buch genau richtig“.

 

Es empfiehlt sich in der Diskussion, das Buch aufzuschlagen, auf das Inhaltsverzeichnis einzugehen oder Abschnitte, Textstellen den Kollegen zu zeigen, dem Gegenüber das aufgeschlagene Buch in die Hand zu geben, sodass sie selbst einen Blick hinein werfen können. Zum Beispiel bin ich auch schon länger mit einem Kollegen in Auseinandersetzung über die Bewertung des kurdischen Befreiungskampfes. Den lehnt er ziemlich entschieden ab. Ich sagte, dass wir solidarisch mit dem kurdischen Befreiungskampf sind, aber in diesem Buch auch einen Abschnitt zu der Kritik am illusionären Konzept eines „Demokratischen Konföderalismus“ von Abdullah Öcalan führen. Und ich zeigte ihm die Überschrift. Das interessierte ihn dann umso mehr, weil das ein wesentlicher Grund für eine bestimmte Distanz uns gegenüber ist. Außerdem fand er gut, dass so ein Buch von einem großen Kollektiv und den Erfahrungen der Partei erstellt wird.