Politik / Frauen /Jugend Hamburg
Protestdemonstration von Erziehern in Hamburg: "Wir sind ausgebrannt"
Unter dem Motto "Wir sind ausgebrannt!" demonstrierten am 1. November Erzieherinnen und Erziehern zusammen mit Eltern und einigen Kindern durch die Hamburger City. Aufgerufen hatte ein Bündnis von Landeselternrat, ver.di, GEW, Erzieherinnen und Erzieher, Kita-Netzwerk, sowie Sozial- und Erziehungsdienst Hamburg.
Bei einbrechender Dunkelheit sammelten sich ca. 2000 Menschen mit selbstgemachten Schildern, Lichterketten. „Kita: Come in and burn out“ war am meisten zu sehen. Es gab selbstgebastelte weiße Silhouetten für das fehlende Personal: "Hoch, hoch, hoch mit den Löhnen". "Erziehung und Bildung sind keine Ware". „Kinderaufbewahrungsanstalt war gestern“, „Gute Arbeit braucht gute Bezahlung.
Viele Familien sind dem Aufruf gefolgt. Die Stimmung ist kämpferisch. „GBS prekär - geht gar nicht mehr!“ ist ein Transparent. Was sich dahinter verbirgt erzählt mir ein Kollege: „Wir arbeiten in der ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen (GBS). Wir haben alle nur Teilzeitverträge, so dass wir zusätzlich noch einen oder zwei Jobs haben. Ich selbst bin Pendler geworden, weil ich mir die hohen Mieten in Hamburg nicht mehr leisten kann.“ Eine andere Kollegin meint „der Senat muss endlich was tun; der Fachkräftemangel ist nicht mehr zu kompensieren. Wir brauchen eine bessere Ausbildung, bessere Bezahlung und wir brauchen die Wertschätzung der Gesellschaft und der Politik.“
Auf meine Frage, warum die Protestdemo am Abend und nicht während der Arbeitszeit ist, meint ein junge Erzieherin: „in meiner Einrichtung bin ich die Einzige, die in der Gewerkschaft ist. Ich glaube deshalb ist es nach Dienstschluss, damit viele Kolleginnen mitmachen“. Ich berichte vom Warnstreik der Airbus-Beschäftigten heute früh. „Du hast Recht, wir müssten eigentlich richtig streiken.“ Laut der Bertelsmann Stiftung fehlen in Hamburg im kommenden Jahr bis zu 3.700 Kitaplätze. Um den gesetzlichen Personalschlüssel zu erreichen, müssten in Hamburg 6.200 Fachkräfte zusätzlich beschäftigt werden.
Dass Erzieherinnen und Eltern gemeinsam demonstrieren ist ein wichtiger Schritt. Die Solidarität vom Frauenverband Courage mit unserem Schild „Nicht mehr schlucken, Feuer spucken“wird sehr begrüßt. Der Frust über die Ignoranz des Senats, der Sozialbehörde gegenüber den Forderungen der Erzieherinnen, sitzt tief, doch er ist noch gepaart mit Illusionen in die Hilfe durch die Politik. Für weitere Gespräche haben wir zum Couragetreffen eingeladen.