Antideutsche

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„Sie hat es einfach zerrissen“

Vor kurzem berichtete "Rote Fahne News" über erschreckende Vorgänge bei der „Jetzt reicht’s“-Demonstration am 15. Oktober in Leipzig. Antideutsche hatten eine Palästina-Solidaritätsgruppe attackiert.

Handala
„Sie hat es einfach zerrissen“
Gegen jede Besatzung - um ihre Kompromissbereitschaft zu signalisieren, schnitten die Aktivisten den Kartenausschnitt mit den Umrissen Palästinas aus dem Schild raus

Hier der damalige Rote-Fahne-News-Artikel "Gemeinsame Erklärung gegen neue Dimension antideutscher Attacken gegen Kritiker des NATO-Imperialismus".

 

Mitten unter den Angreifern: Juliane Nagel, Landtagsabgeordnete der Linkspartei in Sachsen. In Handala, so der Name der Solidaritätsgruppe, haben die meisten Aktiven selbst palästinensische Wurzeln. Handala interviewte eine der Betroffenen der Attacke und stellte das Interview verschiedenen Medien, unter anderem der Roten Fahne zur Verfügung.

Warum hast Du dich an der Demo beteiligt?

Das Thema der Demo betrifft mich sehr: Ich habe Angst vor der kommenden Stromrechnung und den Heizkosten. Seit ich nach Deutschland gekommen bin, 2015 so wie viele andere Flüchtlinge aus Syrien, habe ich versucht, einen Job zu finden. Ich musste natürlich erst die Deutsch- und Integrationskurse absolvieren. Anfangs hatte ich gedacht, dass ich wie in Syrien mit Kindern arbeiten könnte. Ich habe in Damaskus eine Ausbildung gemacht und in einem Soziokulturellen Zentrum für Kinder in Yarmouk gearbeitet, wo ich aufgewachsen bin und lebte. Schnell habe ich dann verstanden, dass ich hier als unqualifiziert gelte.

Was ist auf der Demo passiert?

Wir hatten für die Demo ein Pappschild und ein Transparent vorbereitet und ich hielt das Schild, auf dem stand: „Gegen jede Besatzung“, daneben war eine Karte Palästinas in palästinensischen Farben gemalt. Es kam ein Mann auf mich zu und stellte sich vor mich. Er bedeckte mit seinem eigenen Transparent unser Schild. Ich fand das sehr irritierend und versuchte ihm zu erklären, dass dies Palästina sei und Israel Palästina besetze. Er sagte: „Nein, das ist Israel“. So habe ich erst verstanden, dass er einer von diesen sogenannten deutschen „Antideutschen“ ist, die ich hier erst durch die Palästina-Demos kennengelernt habe. Vorher wusste ich gar nichts davon, dass in Deutschland einige vermeintliche Linke für Israel sind. Da ich bereits sehr schlechte Erfahrungen mit diesen Leuten gemacht habe, dachte ich, dass es bestimmt keinen Sinn macht, mit ihm zu diskutieren. Das fällt mir auf Deutsch ohnehin sehr schwer. Es kamen dann aber noch viel mehr Leute, die sehr hitzig mit meinen Freundinnen und Freunden sprachen, die schon länger in Deutschland leben. Ich habe ehrlich gesagt nicht viel verstanden. Ich wusste nur, dass sie unsere Teilnahme nicht wollten.

Was ist dann passiert?

Da ich körperlich eher klein bin, habe ich unser Schild einem Freund gegeben, der viel größer ist, als ich. Er ist sehr jung und kommt aus Gaza. Er ist so neu hier in Deutschland, dass er wirklich wenig verstanden hat, was um ihn herum gesagt wurde, aber er hielt das Schild über die Köpfe aller anderen hinweg in die Höhe. Die Leute vom Antiimperialistischen Bündnis, mit denen wir als Handala auf der Demo waren, versuchten uns zu schützen vor diesen Antideutschen. Doch eine Frau von ihnen - von der ich später erfuhr, dass sie eine wichtige Person in der Linkspartei ist [1] - nahm ihm das Schild gewaltsam weg. Sie hat es einfach zerrissen. Ich habe es nicht glauben können.

 

In weiteren Antworten geht die palästinensische Aktivistin auf die unterschiedliche Behandlung von ukrainischen Flüchtlingen und solchen aus dem Nahen und Mittleren Osten ein. Dabei erklärt sie auch, dass ihr Protest nichts mit Antisemitismus zu tun hat. Sie protestiert gegen jedwede imperialistische Besatzung und entwickelt die Perspektive, die Handala für Palästina hat:

 

Die Position unserer Gruppe Handala ist sehr klar: Wir wollen ein Ende der Siedlerkolonie und Apartheid. Wir wollen einen einzigen Staat für alle Menschen mit gleichen Rechten – egal welchen Hintergrunds, ob Einheimische oder ehemalige Siedlerinnen und Siedler – und die Rückkehr aller palästinensischen Flüchtlinge, wenn sie dies so wollen.

 

Das komplette Interview

 

MLPD-Position zur Palästina-Frage