Fussball WM in Katar

Fussball WM in Katar

Warum viele die FIFA-WM boykottieren

Was ist da los? Fußballfans von Schalke 04 und Borussia Dortmund fordern gemeinsam vor dem Fußballmuseum in Dortmund zum Boykott der Weltmeisterschaft in Katar auf!

Von cw
Warum viele die FIFA-WM boykottieren
Beim Spiel Schalke gegen Bayern am 12. November 2022 (rf-foto)

Insgesamt wollen 56 Prozent der Bevölkerung laut einer ARD-Umfrage vom 10. November jetzt die WM in Katar boykottieren. In vielen Stadien hängen schon seit einigen Spieltagen Boykott-Banner. Bei einer Umfrage von Besuchern des Spiels Schalke gegen den FC Bayern am Samstag zeigte sich: Kaum jemand hat wirklich "Bock auf diese WM". Viele wollen höchstens mal „hereingucken, wenn sie gerade nichts Besseres zu tun“ haben oder gar nicht gucken. Andere wollen nur die Spiele der deutschen Mannschaft anschauen oder das Endspiel. In der Fan-Szene will man in der WM-Zeit selbst Fußballspiele organisieren sozusagen als Gegenprogramm zur WM: „Boykott alleine auf der Couch ist unsichtbar und macht keinen Spaß."

Wie kam es dazu?   

Vielen Fußball-Fans wurde schon seit dem gekauften „Sommermärchen“ 2006 klar: Die FIFA und ihre Weltmeisterschaft ist eine Veranstaltung von Korruption und Bestechung. Dagegen wuchs der Widerspruch von Fans und Sportlern bei den Großsportereignissen in Brasilien, Russland und zuletzt bei den olympischen Winter-Spielen in Peking. Allerdings: Die verbreitete Auffassung, dass sich Regierungen und internationale Konzerne den Interessen von IOC oder FIFA unterordnen, stellt die Wirklichkeit auf den Kopf. Wahr ist: Die FIFA-Entscheidungen werden von mächtigen internationalen Finanzkapitalisten gesteuert. So kaufte zum Beispiel der Emir von Katar zehn Tage vor der “Vergabe” der WM an Katar in Paris 20 Airbus-Flugzeuge, erhielt u.a. TV-Rechte in Frankreich und übernahm den Spitzen-Fußball-Klub Paris St. Germain. UEFA-Chef Platini garantierte dann seine und weitere Stimmen für Katar usw. Im Spitzensport wirken eben die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie auf anderen Gebieten des staatsmonopolistischen Kapitalismus. Die Kritik daran ist völlig berechtigt. Gleichzeitig will man natürlich auch spannende Sportereignisse verfolgen und boykottiert nicht alles.

Katar der Gipfel

Mit der Vergabe an Katar wurde die FIFA-WM an einen der reichsten herrschenden Finanz-Clans der Welt übertragen. Sie treten die Menschenrechte mit Füßen und schrecken vor keinem Einsatz faschistoider Maßnahmen zurück. Warum wird das seit Jahren durch deutsche Monopolpolitiker praktisch hingenommen, dass in Katar Arbeiter für Billigstlöhne und unter menschenunwürdigen Umständen sklavenähnliche Arbeit verrichten, Tausende in den Tod getrieben werden? Die Gründe liegen auch hier in der weitverzweigten finanzpolitischen Verflechtung mit dem neuimperialistischen Katar: Katar ist mit Milliarden an deutschen Monopolen beteiligt - bei Siemens, der Deutschen Bank, VW usw. Umgekehrt fließt Kapital nach Katar, so auch bei den neuesten Energie-Verträgen der Bundesregierung mit Katar. Das zeigt ganz offen: Die gesamte FIFA-WM ist offen wie bisher nie den nackten, menschenverachtenden Profit- und Machtinteressen untergeordnet. Besonderheiten in Katar sind, dass die Stadien direkt auf dem Blut der migrantischen Arbeiter errichtet wurden. Im März berichtete der Guardian bereits von 6.500 Todesopfern unter Bauarbeitern seit der WM-Vergabe. 300.000 Einheimischen in Katar stehen 3 Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter besonders aus Bangladesh, Nepal oder den Philippinen gegenüber, die die Arbeit machen. Sie sind weitgehend rechtlos und in Katar herrscht eine Art Apartheidsystem. Der Fußball hat dort auch keine gewachsene Struktur. Rein um die Weltgeltung des neuimperialistischen Katar zu erhöhen werden  fast sinnlos vollklimatisierte Stadien in die Wüste gesetzt. Ein politischer öffentlicher Boykott dieser WM ist daher berechtigt.