Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

„Gegen Krisen und Gewalt, Frauen wollen Freiheit“

Die Losung des heldenhaften Widerstands der Frauen, Arbeiter und Jugend im Iran, „Jin Jiyan Azadî – Frau- Leben - Freiheit“, erschallte vielerorts am gestrigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Dieser Tag ist ein Kampftag der Weltfrauen, die im September zu ihrer 3. Weltkonferenz in Tunis zusammengekommen sind.

Von bl
„Gegen Krisen und Gewalt, Frauen wollen Freiheit“
Vielfältige Demonstration am Tag gegen Gewalt gegen Frauen in Duisburg (rf-foto)

Die Aktivitäten gingen von Lichterketten, Aktionsständen bis zu kleinen und größeren Kundgebungen, Demonstrationen – alle kämpferisch und kulturvoll. So wurden zum Lied „Baraye“ - "Für all die Frauen, Mädchen, Jungs, für die Freiheit" in Ulm und Frankfurt getanzt und die Fahnen geschwungen. In einer intensiven Auseinandersetzung im Vorfeld gelang es, in verschiedenen Städten, darunter Duisburg, die Spaltung in verschiedene Kundgebungen, wie sie noch im letzten Jahr stattgefunden hatte, zu überwinden. Auch in Essen und München gab es breite Aktionseinheiten.

 

Eine Korrespondentin aus Duisburg berichtet von der eindrucksvollen Demonstration mit 150 Teilnehmen und Teilnehmerinnen: "Viele Frauen und Passanten hoben den Daumen angesichts der bunten Demonstration mit selbst gemalten Transparenten 'Gegen Krisen und Gewalt, Frauen wollen Freiheit' oder mit der Aufschrift 'Gerechte Zukunft erkämpfen – solidarisch, international und antiimperialistisch'. (…) Verschiedene prangerten an, dass es vor allem die Frauen sind, die die Lasten der Krisen und Kriege wie in der Ukraine zu tragen haben. Aber es sind gerade auch die Frauen, die mutig aufstehen, gegen den Ukrainekrieg, gegen die Bombadierung von kurdischen Befreiungsorganisationen durch das faschistische türkische Regime. Sie stellen sich gegen Sexismus, Zwang zur Prostitution, gegen Vergewaltigung, gegen Ausbeutung und Unterdrückung und nicht zuletzt gegen das systematische Morden von Frauen und Kindern. Ver.di-Frauen unterstrichen, welche Rolle die Arbeiterinnen im Kampf für eine bessere Zukunft einnehmen.

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Auch wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht in allen Fragen einig sind, so war doch ein wesentlicher Konsens, der Kapitalismus muss überwunden werden! Das wurde auf der Demonstration immer wieder gemeinsam skandiert. Verschiedentlich stand im Zentrum einiger Redebeiträge, man müsse den Kampf vor allem gegen patriarchale Gewalt des Mannes oder gar für eine Frauenenrevolution führen. Die MLPD führte aus: 'Heute ist die Zeit einer gesellschaftverändernden, weltweiten Frauenbewegung gekommen, die an die Wurzeln von deren besonderen Ausbeutung und Unterdrückung geht, sich stark macht für gesellschaftliche Alternativen, in der die Befreiung der Frau und die Befreiung der Menschheit Wirklichkeit werden. Für die MLPD ist das der echte Sozialismus.' Die MLPD-Rednerin rief auf: 'Lasst uns darüber heute und in der weiteren Zusammenarbeit konstruktiv diskutieren und uns noch enger zusammenschließen.' Das nahmen einige dann gleich vor Ort am MLPD-Infostand wahr.

 

In Halle wurden bei einer gemeinsamen Aktion des Frauenverbands Courage, des Internationalistischen Bündnisses, der MLPD und des REBELL intensive Gespräche geführt:  „Viele Leute meinten, bei ihnen zu Hause gibt es keine Gewalt gegen Frauen, weshalb sie das alles gar nichts anginge. Sehr aufgeschlossen reagierten die meisten, bei der Erwähnung des Paragraphen 218. (...) Die jüngeren, vor allem die um die 20-Jährigen, konnten damit erst mal wenig anfangen. Auch der Zusammenhang zum Krieg und zur Inflation lag nicht ohne weiteres auf der Hand. Für das Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren Körper, da waren sie sich alle einig, Alt und Jung wie Männer und Frauen.“

 

In Frankfurt kam es bei der Abschlusskundgebung eines breiten Aktionsbündnisses zu einer deutlichen Polarisierung. Die Rednerin des Frauenverbands Courage erklärte, Massenvergewaltigungen als Kriegswaffe, wie sie vorher eine Geflüchtete aus der Ukraine geschildert hatte, seien ein Grund mehr, gegen alle imperialistischen Kriege aufzustehen und sie nicht noch wie in der Ukraine mit Waffenlieferungen anzuheizen. Sie rief dann auch zur Solidarität mit den Frauen und den Menschen in Rojava auf, forderte den Stopp der Angriffe des NATO-Staats Türkei und das Ende der Kumpanei der deutschen Regierung mit dem faschistischen Erdogan-Regime. Dagegen gab es Unmut der beteiligten Parteifrauen von Grünen und SPD, bis zur Forderung das Mikro abzudrehen. Aber auch viel Beifall der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

 

In vielen anderen Ländern gab es am 25. November Protestaktionen gegen die anhaltende Gewalt gegen Frauen. In Spanien beteiligten sich jeweils Tausende an Demonstrationen in Barcelona und Madrid. In Malta zogen in Valetta viele Frauen vor das Parlament, um gegen Femizide zu protestieren und mehr Schutz für Frauen zu fordern. Anfang der Woche war Bernice Cassar von ihrem Mann erschossen worden und die Demonstrantinnen werfen der Polizei vor, nicht genügend um ihre Beschwerden gekümmert zu haben.

 

In der Türkei demonstrierten in mehreren Städten Frauen gegen die anhaltende hohe Zahl an Femiziden. In mehreren Städten haben die Behörden Demonstrationen von Frauen verboten und verhindert. In Ankara wurden Demonstranten und Demonstrantinnen festgenommen und die Polizei versuchte, den Frauenmarsch zu verhindern, aber die mutigen Frauen nahmen ihr Demonstrationsrecht wahr. In Istanbul hatte die Polizei mit massivem Aufgebot die Innenstadt schon am Nachmittag weiträumig abgesperrt. Über dem Zentrum kreiste ein Hubschrauber. Selbst in Nebenstraßen bezogen viele Polizisten Stellung. Mehrere U-Bahnhöfe waren gesperrt. Während Polizeigewalt gegen die Demonstrationen am Tag gegen Gewalt gegen Frauen ausgeübt wurde, heuchelte Erdogan, sich gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen.