Ukraine

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Der faschistische Hintergrund der "Holodomor"-Hetze

Am heutigen 26. November werden in der Ukraine und vielen weiteren Ländern demagogische Gedenkveranstaltungen an die Hungersnot 1932/33 abgehalten.

Von Rote Fahne
Der faschistische Hintergrund der "Holodomor"-Hetze
Traktorenkolonne einer Kollektivwirtschaft in der sozialistischen Sowjetunion

Über diese Hungersnot wird seit Jahrzehnten die antikommunistische Gräuelgeschichte verbreitet, es habe sich um einen "Holodomor" gehandelt, Mord durch Hunger, begangen unter der Führung von Stalin in der damals sozialistischen Sowjetunion. Nächsten Mittwoch will der Deutsche Bundestag eine Resolution verabschieden, die diesen angeblichen "Holodomor" als Völkermord "anerkennt". Das könnte bereits eine Anwendung des verschärften § 130 StGB vorbereiten, der die differenzierte Auseinandersetzung über die Zeit des sozialistischen Aufbaus kriminalisiert. Das unterstreicht den antikommunistischen Charakter des Gesetzes, das gestern den Bundestag passierte. Die Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU stellten den Antrag an den Bundestag für diese Resolution; einer der Initiatoren war der Grünen-Abgeordnete Robin Wagener. Der Grünen-Politiker Omid Nouripor hatte im Juli bereits einen Vorstoß dafür unternommen.

 

In einem Artikel im Rote Fahne Magazin 23/2022 geht Dieter Klauth dem faschistischen Ursprung der "Holodomor"-Hetze nach. Rote Fahne News dokumentiert den Artikel.

Neue Sumpfblüte des Antikommunismus

Wer verursachte 1932 bis 1933 die Hungersnot in der Ukraine? Eine Neuerscheinung zur Geschichte der Ukraine voller Hetze und Hysterie … Der Überfall von Putins Russland auf die Ukraine hat den Begriff Holodomor wieder ins Bewusstsein gerückt. „Vor 90 Jahren ließ Stalin die Ukraine aushungern, um die Industrialisierung voranzutreiben“, schreibt die Süddeutsche Zeitung am 19. September 2022. Ihre Rezension der Neuerscheinung „Gareth Jones. Chronist der Hungersnot in der Ukraine 1932 – 1933“ von Miroslaw Wlekly beginnt sie also mit gleich zwei Lügen: Eine Absicht, einen Wunsch oder einen Befehl Stalins, die Ukraine auszuhungern, hat es nie gegeben. Noch absurder ist die Behauptung, mittels Hungersnot hätte die Industrialisierung des Landes vorangetrieben werden sollen. Doch dafür kann die Rezensentin Renate Nimtz-Köster immerhin in Anspruch nehmen, eine originelle und neue Falschbehauptung in die Welt gesetzt zu haben.

Geschichtsfälschung

Tatsächlich war die Hungersnot in der Ukraine vor allem Folge der Zerstörungs- und Sabotageakte der Ausbeuterklasse der Kulaken (Großbauern). Diese kämpfte dagegen, dass die Masse der kleinen und mittleren Bauern ihre ökonomische Macht beseitigte und die Landwirtschaft kollektivierte, um zur fortschrittlichen Großproduktion überzugehen. Am 19. Juli 2022 war das bereits auf Rote Fahne News dargelegt worden, als der Grünen-Politiker Omid Nouripour das antikommunistische Gräuelmärchen von Stalins Völkermord erneut erzählte, um die Kriegsstimmung anzuheizen (siehe QR-Code Seite 39). Mit dem nun erschienenen Buch soll einem antikommunistischen Journalisten ein Denkmal gesetzt werden, weil er angeblich „als erster westlicher Augenzeuge den grausamen Tod öffentlich machte“.

 

Jones arbeitete bereits in jungen Jahren als Privatsekretär des britischen Premierministers David Lloyd George. Er unternahm einige Reisen in die Sowjetunion, so 1932 mit Jack Heinz II., dem Erben des noch heute bekannten Ketchup-Imperiums. Danach fuhr er „im Tross von Adolf Hitler nach Frankfurt am Main –   der erste ausländische Korrespondent, der Zugang zum neu gewählten Reichskanzler bekam“. (1) Im Frühjahr 1933 bekam er aufgrund seiner Tätigkeit für Lloyd George ein Sondervisum für die Sowjetunion, fuhr von Moskau aus in die Ukraine und verließ den Eisenbahnzug 60 Kilometer vor seinem Reiseziel Charkiw, um zu Fuß das Land zu erkunden.

 

Auf seiner Wanderung hatte er einen Rucksack mit Lebensmitteln dabei, und da er immer wieder auf hungernde und klagende Menschen getroffen sei, wurde er zu einer Art Jesus, indem er eine Neuauflage der wunderbaren Brotvermehrung inszenierte: „Jones schlief auf den Fußböden von Bauernhütten. Er teilte seine Lebensmittel mit den Menschen und hörte ihre Geschichten. … ,Als wir an Gott glaubten, waren wir glücklich und lebten gut. Als sie Gott abschaffen wollten, begann der Hunger.‘“ (2) Schon am 30. März hatte Jones die Sowjetunion „unauffällig“ wieder verlassen und trat in Berlin auf einer Pressekonferenz auf, die der bekannte Nazijournalist Paul Scheffer organisierte.

Faschistischer Ursprung

Ort und Veranstalter gnädig verschweigend, teilt die Süddeutsche ihren Lesern mit, er sei vor „die westliche Presse“ getreten. Damit wird bemäntelt, dass die antisowjetische Hetze über die Hungersnot in der Ukraine bereits damals ein Politikum war und von den Hitlerfaschisten in Zusammenarbeit mit reaktionären ukrainischen Emigranten begonnen wurde. Die profaschistische Hearst-Presse in den USA kurbelte anschließend mit ihr eine geradezu hysterische Kampagne an. Vor allem von den USA wurde die Geschichte dieses Gräuelmärchens auch im Kalten Krieg weitergesponnen.

 

Als 1986 dazu das Buch „Ernte des Todes“ von dem Geheimdienstmitarbeiter und hauptberuflichen Antikommunisten Robert Conquest erschien, folgte dem allerdings ein Jahr später eine gründliche Entlarvung: Der fortschrittliche kanadische Gewerkschaftsaktivist Douglas Tottle veröffentlichte in Toronto „Fraud, Famine and Fascism. The Ukrainian Genocid Myth from Hitler to Harvard“ – „Betrug, Hungersnot und Faschismus. Der Mythos des ukrainischen Völkermord von Hitler bis Harvard“.(3)

 

Tottle deckte das ungeheure Ausmaß der Fälschungen und ihre faschistischen Urheber auf und entlarvte die antikommunistische Zielsetzung. Gareth Jones kam dabei allerdings nicht vor. Der heute zum Helden stilisierte Journalist war nur eine Randfigur, die aktuell für die westliche Propaganda brauchbar ist, weil sie sich nicht durch weitere Verbindungen mit Nazis und Geheimdiensten diskreditierte: Jones wurde 1936 im Alter von 30 Jahren während einer Reise in der Mandschurei von Banditen ermordet. Die Süddeutsche scheut sich nicht, darüber zu behaupten: „Wahrscheinlich vom sowjetischen Geheimdienst“.    

 

Der Artikel erschien zuerst im Rote Fahne Magazin 23/22 (Seite 38). Rote Fahne News stellt ihn hier für Leserinnen und Leser kostenfrei zur Verfügung. Das ist im Zeitalter der Bezahlschranken bei anderen Medien selten geworden. Hier erfahren Sie / erfahrt ihr, wie man bequem für Rote Fahne News spenden kann!

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Bereits am 19. Juli auf Rote Fahne News - Ukraine: Grünen-Vorsitzender wärmt antikommunistische Geschichtsfälschung wieder auf