Wachsende Kritikbewegung in der IG Metall
Statt faulem Kompromiss – jetzt den Kampf wieder aufnehmen! - Mit Flugblatt
Seitdem in Baden-Württemberg am 18. November ein Verhandlungsergebnis erzielt wurde, wird in den Metallbetrieben heiß diskutiert: Viele sehen es als faulen Kompromiss.
Die erste tabellenwirksame Erhöhung käme erst ab Juni 2023. Durch die zweijährige Laufzeit ist die Erhöhung real nur 4,2% pro Jahr. 900.000 Kolleginnen und Kollegen haben ihre Kampfbereitschaft in Warnstreiks gezeigt. Die volle Kampfkraft wurde aber nicht eingesetzt. Für dieses Ergebnis haben wir nicht gestreikt!
Die Vollversammlungen der Vertrauensleute in Stuttgart bei Mercedes Untertürkheim und Porsche Zuffenhausen stimmten gegen die Annahme des Verhandlungsergebnisses. In Stuttgart erklärte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger: „Wir wären in der Lage gewesen zu streiken – und ihr fragt sicher, warum wir es dann nicht gemacht haben?“ Daraufhin Zwischenrufe: „Genau! Warum haben wir es nicht gemacht?!“ In der Diskussion bildete sich die führende Meinung heraus: „Dieses Ergebnis ist nicht akzeptabel und muss abgelehnt werden!“ Richtig so. Jetzt gilt: Wer A sagt, muss auch B sagen. Wenn der faule Kompromiss abgelehnt wird, müssen jetzt Urabstimmung und Streik folgen.
Beim Verhandlungsergebnis mussten die Metall-Monopolkapitalisten Zugeständnisse machen. Sie hatten in den Verhandlungswochen noch großmäulig abgelehnt, auch nur 1% mehr zahlen zu können. Dann kriegten sie es mit der Angst zu tun und wollten Ruhe, bevor es zu einem richtigen Streik kommt. Ein Kollege meinte: „Jetzt haben wir Gesamtmetall so weit, dass sie Zugeständnisse machen mussten. Jetzt aufhören? Als ob man 1:0 führt und dann vor dem Ende des Spiels vom Platz geht!“ Jetzt sind wir am Zug, nachzusetzen!
Es ist falsch, wenn die IG-Metall-Tarifkommission sich von Gesamtmetall abspeisen lässt. Das folgt der „konzertierten Aktion“, die Kanzler Olaf Scholz, BDI-Chef Siegfried Russwurm und DGB-Chefin Yasmin Fahimi hinter dem Rücken der Arbeiter ausgehandelt haben. Was gnädig als Zusammenarbeit in der Krise betitelt wird, heißt doch nur, die Arbeiter sollen sich mal wieder den Interessen der Monopole unterordnen. Die Arbeiter tun gut daran, diese konzertierte Aktion nicht mitzumachen! Wir brauchen Gewerkschaften als Kampforganisationen, um unsere Stärke als Arbeiterklasse zu organisieren und dem Kapital gegenüber zu treten.
Die MLPD war als einzige Partei bei allen Warnstreiks vor Ort, ihre Mitglieder haben die Streiks in den Betrieben mitorganisiert und bei Kundgebungen hat sie mit ihren Flugblättern „Tarif aktuell“, ihren Büchern und Broschüren viel Orientierung gegeben. Sie hat auch die Losung von Karl Marx eingebracht: „Nieder mit dem Lohnsystem!“ Viele Kollegen diskutierten über den Sozialismus und dass der kapitalistischen Ausbeutung an die Wurzel gegangen werden muss.
Die große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg tritt am 29.11. zusammen. Sie täte gut daran, den Abschluss abzulehnen. Doch unabhängig davon: In dieser Lage sind selbständige Streiks nötig, um einen dringend nötigen Lohnnachschlag von mindestens 20% zu erkämpfen. Das erst würde unsere Verluste durch die Inflation ernsthaft ausgleichen! Ein offensiv geführter Streik muss auch die Verbindung herstellen zu weiteren offenen Rechnungen mit Monopolen und Regierung: Gegen die akute Weltkriegsgefahr, gegen eine globale Umweltkatastrophe, gegen die angekündigte Vernichtung von Arbeitsplätzen und die Verschärfung von Ausbeutung und Arbeitshetze.
Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus
Mit einem Kapitel zur fortschreitenden Krise des Reformismus: „Der Reformismus ist eine bürgerliche Strömung in der Arbeiterbewegung, die den Kampf der Arbeiterklasse auf Ziele beschränken will, die mit dem Kapitalismus vereinbar sind.“
268 Seiten, 17,50 €
Jetzt sind die Belegschaften am Zug. Weitere Entschließungen der Gewerkschaftsbasis sind nötig.
Das Verhandlungsergebnis ablehnen – die Streiks weiterführen – die Initiative in der Hand behalten - jetzt erst recht!
Streikrecht wird gebraucht!
In der Kritik steht zunehmend zurecht das völlig unzureichende Streikrecht in Deutschland mit seinem Knebel der sogenannten „Friedenspflicht“. Die gilt aber nur für die Arbeiter – die Chefetagen erklären uns dagegen das ganze Jahr über den Krieg im Betrieb. Die Forderung nach einem allseitigen und vollständigen gesetzlichen Streikrecht gehört auf die Tagesordnung.
Gesamtmetall-Chef Wolf …
... klopft sich selbst auf die Schulter: „In einem Umfeld von Rezession, Preisdruck auf Beschäftigte wie Unternehmen, schaffen wir mit dem Abschluss langfristige Planbarkeit für alle Beteiligten.“ Ha! „Langfristig“ und „planbar“ ein Minus im Geldbeutel der Kollegen – „langfristig und planbar“ Rekordprofite der Monopolkonzerne! Der Preisdruck auf uns kommt schließlich aus der spekulationsgetriebenen Inflation von Herrschaften wie Herrn Wolf. Wen will Wolf eigentlich veräppeln?!
Stimmen
„Keiner weiß, wie die Inflation sich die nächsten zwei Jahre entwickelt. Aber wir wissen, dass sie im letzten Jahr für uns real über 20% war.“
„Bei uns im Betrieb kriegen die Leiharbeiter von der Einmalzahlung nichts!“
„Wir haben uns erst warm gelaufen – und das soll's jetzt gewesen sein?!“
Tarif aktuell 4
Die MLPD veröffentlicht hier aus aktuellem Anlass ein Tarif aktuell 4. Bei Bedarf kann es je nach örtlicher Situation und Einschätzung ausgedruckt und als Flugblatt an Kollegen verteilt werden.