Russland
Empörung unter frisch Einberufenen
Aus verschiedensten Regionen Russlands und aus der Ukraine selbst werden Klagen russischer Soldaten über schlechte Ausrüstung, Nicht-Auszahlung des Solds und hochnäsige Offiziere laut.
Bisheriger Höhepunkt war eine Meuterei in der Stadt Uljanowsk an der Wolga, in der autonomen Republik Tschuwaschien. Am 2. November weigerten sich hier 100 frisch Einberufene, an der Ausbildung teilzunehmen, solange der Sold von 195 000 Rubel (3 140 Euro) sowie die versprochene Prämie von 300 000 Rubel nicht ausgezahlt wird. Diese versprochene Prämie hatte aber die Staatsduma (das Parlament der Russischen Föderation) bereits abgelehnt. Die Einberufenen sagten, dann sollten die Vorgesetzten allein die Ukraine ziehen und nicht sie bluten lassen. Am nächsten Tag beteiligten sich bereits 2000 an der Meuterei und skandierten deutlich hörbar in einem Video „Einer für alle, alle für einen!“
Am dritten Tag wurden Truppen von Armee und Innenministerium gerufen, um den Aufstand niederzuschlagen. Seither kamen keine Nachrichten mehr durch. Rekruten klagen über veraltete Patronen und Waffen aus den 1970-er Jahren. Ihnen wird empfohlen, sich selbst mit kugelsicheren Westen und Verbandsmaterial zu versorgen, ganz abgesehen von Uniformen.
Mitte Oktober wurde vom russischen Regime das Ende der Teilmobilisierung erklärt. In Wirklichkeit wird weiter mobilisiert, jetzt durch Werbung Freiwilliger mit Prämienversprechen. Die reguläre Einberufung des neuen Jahrgangs Wehrpflichtiger ist inzwischen angelaufen, aber diese Rekruten werden nicht stehenden Fußes in die Ukraine abkommandiert.
Einerseits hochmoderne Waffensysteme, andererseits miserable Ausrüstung, nicht einmal genug Kleidung und Essen für die einfachen Soldaten – hier zeigt sich das verfaulte System eines imperialistischen Staates! Jetzt nach den Niederlagen Russlands rund um Charkow und in Cherson wird einerseits der Druck auf die Rekrutierten zunehmen, andererseits auch deren Widerstand und der ihrer Familien. Die Unzufriedenheit mit den Methoden der Zwangsrekrutierung wächst. Notwendig ist, dass auch das Bewusstsein über den allgemein reaktionären Charakter des neurussischen Imperialismus wächst.