Automonopole quetschen Zulieferer aus
Bedroht der Metalltarif-Abschluss die Existenz kleiner Automobilzulieferer?
„Vor dem Hintergrund des jüngsten Tarifabschlusses in der Metallindustrie (warnen Vertreter der Autozulieferindustrie) eindringlich vor einer Pleitewelle in ihren Reihen“[1]. Sind jetzt also die „überzogenen Forderungen“ der Metaller und ihre Durchsetzung schuld daran?
Und hat damit Gesamtmetall Recht, die ihre provokative Gegenforderung nach einer Null-Prozentrunde mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der kleineren Automobilzulieferer rechtfertigte? Den Anstoß für diese erneute Debatte gab die Insolvenz des Mercedes-Stern-Hersteller BIA aus Forst bei Bruchsal in Baden, der exemplarisch für die Probleme der kleinen Zulieferer stehe. „Stetig fallende Umsätze und die Explosion der Energiekosten hätten zu rasant ansteigenden Verlusten geführt, die eine 'nachhaltige Fortführung der Gesellschaft' unmöglich gemacht hätten, erklärte BIA-Geschäftsführer Jörg Püttbach.“ [2]
Es ist wohl ein Witz, den noch nicht mal wirksamen Tarifabschluss als Grund für solche Insolvenzen anzuführen. Die drohende Pleitewelle in der Automobilzulieferer-Branche mit ihren knapp 300.000 Beschäftigten in Deutschland hat andere Gründe. Diesen macht der Rückgang der Produktion von 5,7 Mio. PKW 2016 auf 3,1 Mio. im letzten Jahr schwer zu schaffen. Die Autokonzerne, vorne dran Mercedes, machen dagegen Rekordprofite, weil sie sich auf die teuren Limousinen konzentrieren und aufgrund ihrer Marktmacht hohe Preiserhöhungen durchsetzen können.
Es ist deshalb ein starkes Stück, dass ausgerechnet die Automonopole mit dicken Krokodilstränen ihre Politik des Reallohnabbaus mit den Problemen der Zulieferer rechtfertigen. Denn es ist gängige Praxis, dass diese in den Preisverhandlungen von den Konzernen regelrecht „ausgequetscht“ werden. Nicht zuletzt setzt die Umstellung der Antriebstechnologie die Zulieferer erheblich unter Druck, denen dafür das Kapital fehlt.
Es hat nichts mit Arbeitersolidarität zu tun, wenn die Metallerinnen und Metaller aus „Rücksicht“ auf die kleineren Betriebe auf den Erhalt bzw. die Erhöhung des Reallohns verzichten. Das würde keinen einzigen Arbeitsplatz bei den Zulieferern erhalten. Arbeitersolidarität bedeutet, dass die kampfstärksten Bataillone Arbeiterforderungen durchkämpfen, von denen auch kleinere und nicht so gut organisierte Belegschaften profitieren. Und dazu gehört auch die Forderung an die Bundesregierung zur Entlastung der kleinen Unternehmen, wie z.B. die Einführung einer umsatzbezogenen Sozialsteuer von 8 Prozent.