Antifa-Demo in Köln

Antifa-Demo in Köln

„Rote Jugend“ – antifaschistisch – trotzkistisch?

Vor kurzem rief der faschistische Rechtsanwalt Beisicht aus Leverkusen („Pro NRW“, „Aufbruch“ usw.) zu einer Großdemonstration nach Köln auf – es kamen auch 60 Leute. Sie wurden von gefühlt dreihundert Polizisten mit 50 Bussen bei ihrem Zug durch die Innenstadt geschützt – vor etwa 400 Antifaschisten. Deren aktivste Gruppe war - neben den „Bunten Funken“ im Karnevalskostüm – eine größere Gruppe junger Jugendlicher. Sie trugen meist rote Halstücher und rote Fahnen.

Korrespondenz

Es begann ein Katz- und Mausspiel. Die Polizei versuchte die Antifaschisten einzukesseln. Aber die eilten dem Demozug der Nazis voraus, blockierten die nächste Kreuzung, bis die Polizei kam – usw. Die Kölner Einkaufsmeile Hohe Straße und Schildergasse, vollgestopft mit Weihnachtstouristen, hörte donnernde antifaschistische Sprechchöre. So dauerte bei kaltem Wind Beisichts Großdemo statt einer etwa vier Stunden.

 

Am Anfang wurde ich von den Jugendlichen gemieden – nicht wegen meines ziemlich hohen Alters, sondern wegen der MLPD-Fahne. Das änderte sich, je länger wir im Sturmschritt von Kreuzung zu Kreuzung zogen, ich mittenmang dabei. Es gab immer mehr hochinteressante Gespräche. „Vorsicht, nicht mit dem reden – der ist MLPD!“ „Keine Angst. Ich tu euch nichts.“ „Du bist Stalinist!“ „Nein, aber wir urteilen objektiv über Stalin. Wer hat denn die Nazis im Zweiten Weltkrieg besiegt?“ „Aber Stalin war ein Massenmörder!“ „Das sagen der Verfassungsschutz und die Bundeszentrale für politische Bildung. Haben nicht die sowjetischen Völker mit 2o Millionen Toten die größten Opfer im Kampf gegen die Nazis gebracht?“ Dann folgte der Austausch von vielen Infos und Fragen, - revolutionäre Bewegung vor 1933, aber auch die Kritik an den tatsächlichen Fehlern Stalins, dem Aufbau des Sozialismus nach der Oktoberrevolution …

 

Dann erzählten einige der Jugendlichen: Wir sind die „Rote Jugend“. Wir organisieren Offene Antifaschistische Treffs (OAT). Wir wollen „trotzkistische Kader“ (!!) sein. Wir arbeiten streng vertraulich! „Habt ihr ein Treffen, wo wir weiter diskutieren können?“ „Da muss ich erst mal nachfragen.“ Die Rückfrage bei einem älteren Typ der Gruppe ergab - nur eine E-Mail-Adresse; auf einen Brief dorthin gab es keine Antwort.

 

Diese OATs gibt es inzwischen in etwa zwei Dutzend Städten, und die meisten sind keineswegs offen. Offensichtlich ist es einer sich trotzkistisch gebenden Gruppe gelungen, antikapitalistische Jugendliche aus der FFF-Bewegung anzusprechen und hier (zumindest vorläufig) zu organisieren - verbunden mit einem Hauch von Abenteuer. Wobei ihre Ausrichtung, „geheim“ zu bleiben, sie wohl vor allem vor uns abschotten soll. Gerade deshalb ist es gut, mit ihnen zu sprechen und der antikommunistischen Hetze der trozkistischen Führer den Boden unter den Füßen zu entziehen; Flugblätter nahmen nicht wenige schließlich interessiert. Als wir am Ende nach Hause gingen, wünschten sie uns: „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder – auf der nächsten Antifa-Demo! Schönen Abend!“