Herzogenaurach
Bundesweiter Aktionstag gegen Arbeitsplatzvernichtung bei Schaeffler
Bereits am 16. September 2020 fiel der erste Startschuss zum Kampf der IG Metall in Herzogenaurach gegen die geplante Vernichtung von 4400 Stellen in Verbindung mit drohenden Standortschließungen im Schaefflerkonzern.
Als Zeichen des Protestes sprühten die Kollegen damals 1211 Kreuze auf die Straße für jeden Arbeitsplatz, der in Herzogenaurach verloren gehen sollte, gut sichtbar aus der Chefetage des Werkes. Neben Herzogenaurach sollte es auch das Werk im 20 km entfernten Höchstadt mit 400 Stellen treffen. Schon damals sagten die Betriebsräte Grigore Beutura und Andrea Grimm, dass die Rendite der Anteilseigner im Vordergrund stehe. Ais gefährliche Entwicklung wurde vom Betriebsrat die geplanten Kürzungen bei der Erstausbildung gesehen. „Finger weg!" hieß es zu Recht.
Am 5.08.2021 berichteten die Nürnberger Nachrichten: Schaeffler konnte im II. Quartal den Umsatz um die Hälfte auf 3,45 Milliarden steigern. Unter dem Strich konnte das Unternehmen einen Gewinn von 227 Millionen vorweisen. "Die Märkte haben sich schneller erholt, als wir eigentlich gedacht hatten", so der Vorstandschef Klaus Rosenberg. Für das Gesamtjahr rechnete das Management mit einem währungsbereinigten Anstieg von 11 Prozent. Genug Geld, um im September ein neues Werk in Ungarn mit dem Schwerpunkt E-Mobilität zu eröffnen. Die Arbeitsplatz- und Lehrstellenvernichtung des laufenden Programms „Space" ist noch nicht abgeschlossen, da verkündet das Management den weiteren Abbau von 1000 Arbeitsplätzen, davon 671 in der Herzogenauracher Zentrale, in Bühl (Baden-Würtemberg) stehen 211 Stellen und in Homburg 100 auf der Abschussliste. Die Begründung diesmal: ein unerwarteter schneller Wechsel zur E-Mobilität! Sie drehen es, wie sie es brauchen, um den einzigen Triebgrund zu verschleiern: die Gier nach Maximalprofit!
Gegen diese erneute Androhung der Arbeitsplatzvernichtung demonstrierten am vergangenen Mittwoch (14.12.) ca. 900 Kollegen vor dem Werk in Herzogenaurach. Dort begannen am Mittwoch die ersten Gespräche über die Umsetzung des aktuellen „Restrukturierungsprogramms". Viele Kollegen waren aus allen Standorten der gesamten Republik von Homburg bis Schweinfurt und Ingolstadt angereist, um ihre Solidarität unter Beweis zu stellen. Die Stimmung unter den Kollegen war kämpferisch! Auch die Reden der Betriebsräte, Vertrauensleute und der Jugendvertretung waren von Entschlossenheit geprägt, den Angriff auf die Belegschaften zurückzuweisen. Der Betriebsrat von Ingolstadt erklärte der Geschäftsführung den Krieg, falls sie dem Ingolstädter Werk mit Schließung drohen, und war sich der Solidarität der Audi-Kollegen dort sicher. Ein Jugendvertreter klagte den Abbau der Ausbildungsplätze von bisher einem Drittel an und forderte die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung.
Völlig fehl am Platz sind chauvinistische Forderungen an die Geschäftsleitung, von den Verlagerungen nach Osten doch abzusehen, weil die Kollegen dort ja nicht die Qualität bringen würden, statt die weltweite Solidarität auf Konzernebene zu organisieren und den Kampf um jeden Arbeitsplatz zu führen. Immerhin hat dieser Konzern über 80000 Beschäftigte.