Lebenswichtige Termine
Die Ausländerbehörde in Halle ist kaum noch arbeitsfähig
Jeden Dienstag stehen Menschen bei Wind und Wetter draußen vor der Ausländerbehörde an. Es ist der Tag der Woche, an dem einfach jeder mit einem „eiligen Anliegen“ kommen soll.
Die Behörde schafft es nämlich nicht mal, den Menschen einen Termin zu geben. Hinter so einem Termin steckt jeweils ein ganzes Leben: Arbeitserlaubnis, Wohnungssuche, Sozialhilfe, familiäre Unsicherheit und die Angst, was ist, wenn man nicht bleiben kann.
Während die Stadt Halle die Testzentren schließt, das Land Sachsen-Anhalt die Maskenpflicht aufhebt und das Personal der Ausländerbehörde schon davor sowieso keine Maske trug, darf man aufgrund einer Coronaverordnung zum Behördengang niemanden mitnehmen. Hier werden nicht nur Eheleute, Kollegen und Freunde voneinander getrennt, die sich an so einem wichtigen Tag helfen wollen. Es wird das Recht untergraben, einen Zeugen mitzunehmen, der sieht und hört, was in der Behörde passiert. Die Security-Angestellten wissen wohl nicht einmal, dass diese Anordnung etwas mit Corona zu tun hat und arbeiten einfach mit Türsteher-Mentalität: „Nein, nur er/sie. Du kommst hier nicht rein.“ Hier wird auch mal mit der Hand vor dem Gesicht desjenigen „argumentiert“, der sich über diese Zustände beschwert.
Auch ich wurde von meiner Frau getrennt. Ich musste draußen warten, obwohl sie dem Beamten klar sagte, dass sie sich nicht sicher ist, alles zu verstehen und dass ihr Mann auch da ist und sie seine Hilfe möchte. Wenn auch freundlich, wurde das abgelehnt. Ich durfte dann am Ende kommen, um die Gebühr zu bezahlen. (Den „Service“ lässt man sich übrigens einiges kosten.)
Zu dem Service gehörte auch, dass wir dienstags einmal vier Stunden anstehen mussten und von der Security nicht reingelassen wurden, weil drei Wochen vor Ungültigkeit der Aufenthaltserlaubnis nicht kurzfristig genug ist, man dürfe erst direkt an dem Dienstag davor kommen. Abgesehen davon, dass so eine Planungsunsicherheit menschenunwürdig ist, den Job riskiert und Ängste schürt, wäre es auch mit entsprechenden Hinweisen auf der Internetseite getan. Da steht aber nach wie vor, dass man einen Termin bekäme, wenn eine persönliche Vorsprache erforderlich sei.