Leserbrief
Friedensnobelpreis für Geschichtsfälschung?
Wir dokumentieren im Folgenden einen Leserbrief an den „Zollern-Alb-Kurier“:
Im Interview in der Südwestpresse anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember behauptet Irina Scherbakowa die Politik Putins sei die Fortsetzung der Politik Lenins und Stalins. Alle hätten infrage gestellt, dass es überhaupt ein ukrainisches Volk gibt. Tatsächlich gab Wladimir Putin drei Tage vor dem imperialistischen Überfall auf die Ukraine eine Grundsatzerklärung ab, in der er die sozialistische Nationalitätenpolitik der Bolschewiki, namentlich Lenins und Stalins attackierte. Danach sei „die heutige Ukraine … voll und ganz und ohne jede Einschränkung … vom bolschewistischen, kommunistischen Russland (geschaffen) … Lenin und seine Mitstreiter seien äußerst rücksichtslos gegen Russland“ vorgegangen. Die Verantwortlichkeit sah er in den „Ideen eines konföderativen Staatsaufbaus und der Parole vom Selbstbestimmungsrecht der Völker bis hin zur Abspaltung“ auf der die sowjetische Staatlichkeit beruhte.
In der Tat: Die sozialistische Nationalitätenpolitik unter Lenin und Stalin und der imperialistische russische Angriffskrieg verhalten sich wie Feuer und Wasser. Freiwilliger Zusammenschluss der sozialistischen Nationen in der UdSSR, Förderung der jeweiligen Sprache und Kultur und internationalistisches Zusammenleben aller Sowjetrepubliken und ihrer Ethnien waren ihr gelebtes Leitmotiv.
Die Behauptung, Putin stehe in der Tradition von Stalin oder Lenin ist absurd. Es war das Oberkommando unter Stalin, das die erfolgreiche Befreiung der Ukraine vom Hitler-Faschimus anführte. Im Auftrag des deutschen Finanzkapitals ermordete die Wehrmacht vier Millionen Menschen in der Ukraine, machte zehn Millionen obdachlos, zerstörte 16.150 Industriebetriebe und 400 Zechen, machte 714 Städte und 28.880 Dörfer dem Erdboden gleich. Bergleute, die sich weigerten mit dem Hitler-Faschismus zu kollaborieren wurden lebendig in die Schächte geworfen. Damit sollte sich „Memorial“ befassen. ...
Irina Scherbakowa behauptet überheblich mit Blick auf Russland: „So lang es da keinen Widerstand gibt, wird sich nichts bewegen.“ In Wirklichkeit gibt es von Beginn an, trotz massiver Repressalien, Widerstand gegen den Krieg z. B. der ICOR¹-Organisation (MLP) Marxistisch-Leninistische Plattform oder der Soldatenmütter, die gegen den Krieg protestieren. Sie hätten den Friedensnobelpreis verdient.