Briefwechsel zur Cannabis-Legalisierung
Gegen die „Dengelung“ durch die Monopole braucht man einen klaren Kopf
Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert einen Briefwechsel zwischen einem Leser und der Autorin des Artikels „Drogenkonsum und Rebellion sind wie Feuer und Wasser!“, der am 27. Oktober auf "Rote Fahne News" erschienen ist:
Der Leser schrieb
„Hallo, wieder melde ich mich zu der Thematik über die sich die MLPD wohl weiter nicht informiert hat. Klar, als Kommunist bin ich auch dafür, jegliche Drogen zu verbieten, aber in heutiger Zeit wird man einfach nur gedengelt - von Politik wie Pharmaunternehmen. Schließlich muss man auch mal die Geschichte verfolgen, weshalb es überhaupt verboten wurde. Womit auch der Hanfnutzanbau an sich ausgerottet wurde der in vielen Bereichen besser als aktuell Genutztes wäre usw. Wie schon einmal genannt, würde ich Gespräche mit dem Hanfverband empfehlen, um mal zu erkennen, wie die Lage ist und dass es nicht darum geht, die Droge zu verharmlosen ganz im Gegenteil!!
Solidarische Grüße“
Die Autorin antwortete
„...Danke für deine Frage zur Haltung der MLPD zu Cannabis. Ich verstehe deine Hauptkritik an der bisherigen Positionierung der MLPD zur Legalisierung so, dass sie nicht eindeutig Bezug nimmt zur Nutzung von a) Cannabis als Nutzpflanze, die kein oder nur sehr geringe Mengen an THC enthält. Zum Beispiel für Bekleidung oder andere Gebrauchsgegenstände und b) für die medizinische Verwendung. Gegen die Verwendung von Hanf in der Industrie (zum Beispiel für naturfaserverstärkte Kunststoffe, als Dämmmittel) oder zu medizinischen Zwecken ist nichts einzuwenden. Es ist auch nicht so, dass dieser Anbau „ausgerottet“ wurde. Lizensierten Landwirten ist es seit den 1990er-Jahren erlaubt, Hanf zu oben genannten Zwecken anzubauen, wenn er weniger als 0,2 Prozent THC enthält. Die EU hat mehr als 40 Sorten zertifiziert, die diese Voraussetzung erfüllen (Quelle: Spektrum.de, 05.02.2016)
Du empfiehlst Gespräche mit dem Hanfverband. Ausgerechnet mit denen, die am meisten von einer Legalisierung im wirtschaftlichen Sinne profitieren würden? Der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands (DHV) argumentiert demagogisch. Angeblich ginge es ihm in erster Linie um Jugend- und Gesundheitsschutz. Seine Argumentationslinien laufen auf einen kleinbürgerlichen Freiheitsbegriff und die Verharmlosung von Cannabis als Droge hinaus: 'Es wird Zeit, dass wir auch die 90 Prozent der erwachsenen Cannabiskonsumierenden wahrnehmen und sie als ganz normale Verbraucher*innen eines ganz normalen Genussmittels begreifen. Cannabis Normal! Letztlich geht es doch schlicht darum, Millionen Konsument*innen den normalen Verbraucherschutz eines modernen Industriestaates zu gewähren, ohne die Risiken des Konsums aus den Augen zu verlieren.' (Quelle: Legalisierung muss kundenfreundlich sein In: 9. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2022)
Der Deutsche Hanfverband ist gegen eine THC-Obergrenze von 15 Prozent; fordert sogar die Abschaffung einer Obergrenze für Cannabisprodukte. Seine Begründung: 'Es gibt auch keine Besitzgrenze für Alkohol. Wir brauchen aber eine weitreichende Angleichung an die Regelungen zu Alkohol.'
Das ist Werbung fürs Kiffen und keine verantwortungsbewusste Aufklärung! Sie folgt einer kleinbürgerlich-egoistischen Denkweise, die ein Problem mit dem Verbot der Droge hat und sich dieses lukrative Geschäft nicht entgehen lassen will. Legalisiert werden soll die 'Freiheit', sich selbst schaden zu dürfen? Wie absurd! Im Sinne der Fürsorge und des Gesundheitsschutzes ist das Verbot von Drogen und die Bestrafung ihres Konsums und ihrer Verbreitung ein legitimes Mittel der Erziehung und des Schutzes der Gesellschaft. Gerade wenn man sich gegen die 'Dengelung durch Pharmakonzerne' wenden will. Oder noch weiter gefasst: dagegen, dass die Monopole und ihre Interessen das ganze Leben von Mensch und Natur diktieren, braucht man einen klaren Kopf und ist die Ablehnung der Legalisierung konsequent.
Herzlichen Gruß."