Bezirk Ruhr Mitte

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Kritische Diskussion des Tarifabschlusses auf der Delegiertenversammlung der IG Metall

Auf der letzten Delegiertenversammlung der IG Metall Ruhr-Mitte stand die kritische Auseinandersetzung mit dem erzielten Metall-Tarifabschluss im Mittelpunkt der Aussprache.

Korrespondenz aus Dortmund

Einigkeit bestand darüber, dass sich sehr viele Kolleginnen und Kollegen an kämpferischen Warnstreiks beteiligt haben. Diese Kampfbereitschaft war auch der Grund, weshalb Gesamtmetall von seiner provokativen Ablehnung jeglicher tabellenwirksamen Erhöhung abrücken musste. Daran setzte die Kritik einiger Redner an: „Warum wurde die hohe Kampfbereitschaft nicht ausgenutzt?“ Ein Delegierter zitierte Clausewitz, nachdem ein Kampf erst dann beendet ist, wenn ein Sieg errungen wurde oder die Kräfte erschöpft sind! Beides war aber nicht der Fall.

 

Ein Delegierter polemisierte gegen den Begriff „Kriegsinflation“. „Sollen wir uns etwa aus angeblicher Solidarität mit der Ukraine mit der Inflation abfinden und auf den Kampf um höhere Löhne verzichten? Das lenkt davon ab, dass die Inflation vor allem ein Ergebnis der Spekulation ist, von der nahezu alle Konzerne profitieren.“ Weil die Metaller bei anhaltend hoher Inflation nicht zwei Jahre bis zur nächsten Lohnerhöhung warten können, bleibt ihnen keine andere Wahl als der Kampf um einen Lohnnachschlag. Darauf ging kein Redner, auch nicht die IG-Metall-Bevollmächtigte ein.

 

Sie verteidigte in ihrer Antwort den Abschluss, „ohne ihn schönzureden.“ Dabei führte sie vor allem zwei Argumente ins Feld:

 

„Man habe Rücksicht auf die kleineren Betriebe nehmen müssen, die in Schwierigkeiten sind ...“. Die „Schwierigkeiten“ kleinerer Betriebe resultieren aber nicht aus angeblich zu hohen Löhnen, sondern hauptsächlich aus dem knallharten Konkurrenzkampf untereinander und dem Abwälzen der Krisenlasten durch die Monopole auch auf diese Betriebe. Deshalb ist auch eine steuerliche Entlastung dieser Betriebe auf Kosten der Monopole berechtigt.

 

„Der Vorstand sei sich unsicher gewesen, ob es bei dem vorliegenden Verhandlungsergebnis eine Mehrheit für Streik gegeben hätte.“ Das ist eine faule Ausrede. Denn erstens findet die Urabstimmung nicht über das Verhandlungsergebnis statt, sondern über die ursprüngliche Forderung. Und zweitens, warum ließ der Vorstand die Kolleginnen und Kollegen nicht selber entscheiden? Kann es vielleicht sein, dass die rechte reformistische Gewerkschaftsführung selber kein Interesse an einem Streik hatte? Ein Streik hätte die Gewerkschaft als Kampforganisation und das Klassenbewusstsein der Arbeiter gestärkt. Sie hätten wichtige Erfahrungen im Kampf gegen die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten und gegen die Kriegsgefahr sammeln können und die Krise der Politik des Co-Managements hätte sich vertieft. Das zeigt, die Auswertung der Metall-Tarifrunde ist dringend notwendig, um positive Schlussfolgerungen für die anstehenden Kämpfe, vor allem dem selbständigen Kampf um einen Lohnnachschlag und für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht zu ziehen.