Weihnachten

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Gemeinsames Feiern zur Wintersonnenwende: Ja! Klassenversöhnung: Nein!

In Deutschland und in vielen anderen Ländern treffen sich an Weihnachten Familien, Freunde, Nachbarn, Genossen bei traditionellem Essen, mit gegenseitigen Geschenken in fröhlich entspannter Stimmung. Solche Feste der Gemeinsamkeit, der Pflege der Freundschaft, des Zusammenhalts sind ein guter Brauch im Jahresrhythmus vieler Völker.

Von cg
Gemeinsames Feiern zur Wintersonnenwende: Ja! Klassenversöhnung: Nein!
Frühe Darstellung astronomischer Phänomene auf der Himmelsscheibe von Nebra, die zum UNO-Weltdokumentenerbe gehört

Und sie haben auch einen  bedeutsamen natürlichen Anlass: die Wintersonnenwende. Ab diesem einschneidenden Tag im natürlichen Jahresrhythmus der Erde scheint die Sonne wieder länger und wärmer  - und die Tage werden wieder länger. Weltweit war der Menschen schon seit Menschengedenken bewusst, dass ihr Leben und Überleben von der wärmenden Sonne abhängt, dass sie nur in Einheit von Mensch und Natur leben können. Und daher wurde und wird diese Wintersonnenwende in zahlreichen Kulturen der Welt als Fest des wieder erwachenden Lebens fröhlich gefeiert. So ist es im Iran jenseits aller Religionen bis heute üblich, dass an diesem Tag die Menschen in Massen in die Parks und in die Natur strömen, sich dort treffen, gut gemeinsam essen und das Leben feiern. Und zur Feier, dass die längste Nacht des Jahres nunmehr vorbei ist, gehört in vielen Kulturen Licht, Wärme und oft auch das Ausschmücken mit immergrünen Pflanzen wie zum Beispiel Nadelhölzern. Weil vor allem die unterdrückten und ausgebeuteten Massen der Menschheit solche Feste der Wärme, des Lichts, der Hoffnung, des Friedens brauchten, entwickelte sich daraus folgerichtig auch „Brauchtum“.

 

Zum Brauchtum der Wintersonnenwende-Feiern gehörten deren mythologische Überhöhung: So durch den schon seit dem 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung nachgewiesenen indo-iranischen Mithras-Kult als Verkörperung von „Licht, Sonne, Barmherzigkeit, Freundschaft, Liebe“. Im Jahr 274 vereinnahmt der römische Kaiser Aurelian diesen Gott, dessen Geburtstag am 25. Dezember gefeiert wurde, durch den römischen Gott “Sol Invictus“ („unbesiegte Sonne“). Die römischen Kaiser erwiesen sich als überaus flexibel, um ihre Macht durch die Vereinnahmung von Religionen zu festigen. So erklärte im Jahr 325 Kaiser Konstantin das inzwischen von seinen urchristlichen Anfängen gehäutet und angepasste Christentum zur Staatsreligion. Und flugs wurde im Jahr 336 willkürlich der angebliche Geburtstag von Jesus Christus auf eben diesen 25. Dezember festgelegt. Denn die noch überwiegend nicht-christliche Bevölkerung im großen römischen Reich sollte auf die neue Staatsreligion eingeschworen werden. Fortan hatte das Weihnachtsfest den Doppelcharakter: zum einen Fest der Freundschaft, des Lebens, der Einheit mit der Natur durch die Masse der Unterdrückten - zum anderen Anlass zu ideologischen und politischen Manipulation und Vereinnahmung der Massen durch die jeweils herrschenden Klassen.

 

Für immer weniger Menschen ist Weihnachten in Deutschland heute noch ein christliches Fest. Nach einer neuen repräsentativen Umfrage von 2022 wollten nur noch 15,4 % an Weihnachten in die Kirche gehen. 2019 hatten das immerhin noch 23,6 % geplant. Die christlichen Botschaften über das „Fest der Liebe“ durch die Geburt des angeblichen Gottessohnes verhallen immer mehr.

 

Umso mehr wird aber Weihnachten - bzw. die Wintersonnwendfeier - traditionell zum Beispiel in Deutschland von Bundespräsidenten, Bundeskanzlern usw. mit medial perfekt inszenierten Weihnachtsansprachen zur weltanschaulichen Manipulation der Massen missbraucht. Die weltanschauliche Hauptbotschaft ist Verschleierung der Klassengesellschaft durch gönnerhafte „Wohltätigkeit“ gegenüber den Armen der Welt wenigstens einmal im Jahr sowie idealistische Klassenversöhnung: So hatte für Bundespräsident Steinmeier in seiner diesjährigen Weihnachtsansprache das vergangene Jahr „ein Gutes … die Erfahrung: gemeinsamen kommen wir durch diese Zeit.“ Und was er unter „gemeinsam“ versteht, machte er auch in Bezug auf den Krieg in der Ukraine sehr deutlich: damit der größte Wunsch der Massen nach einem „gerechten Frieden ... einkehren kann, ist es ein Gebot der Menschlichkeit, dass wir den Angegriffenen, den Bedrohten und Bedrückenden beistehen.“ Die Sehnsucht der Menschen nach Frieden auf der Welt wird also in üblicher Manier pervertiert zur Rechtfertigung weiterer Kriegsabenteuer des deutschen Imperialismus in der Ukraine.

 

Der proletarische Dichter, Sänger und Leiter von Agitprop-Truppen der KPD, Boleslaw Strzelewicz, dichtete ca. 1890 mit der „Arbeiter-Stille-Nacht“ eine proletarische Weihnachtsbotschaft, die im Deutschen Kaiserreich immer wieder verboten wurde, aber weit verbreitet war:

 

„Stille Nacht, dunkle Nacht.
Arbeitsvolk, halte Wacht!
Kämpfe mutig mit heiliger Pflicht
bis die Freiheit der Menschheit anbricht.
Bis die Freiheit ist da!“

 

In diesem Sinne wünschen wir allen Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunden gesellige erholsame Weihnachtsfeiertage.

 

 

 

 

 

 

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