Gesundheitspolitik

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Ist die Corona-Pandemie zu Ende?

Der Virologe Christian Drosten hat dieser Tage prognostiziert, dass sich Corona von einer Pandemie zu einer Endemie entwickle. Worum es dabei geht und wie das zu beruteilen ist, dazu sprach Rote Fahne News mit Dr. Günther Bittel, Co-Autor des Buches „Covid-19 – neuartig, gefährlich, besiegbar“.

Von Dr. med. Günther Bittel
Ist die Corona-Pandemie zu Ende?

Wie definiert man denn eine Pandemie?
Dr. Günther Bittel: „Eine Pandemie bezeichnet eine weltweite Epidemie. Eine Influenzapandemie wird durch ein neuartiges Influenzavirus verursacht, das in der Lage ist, schwere Erkrankungen hervorzurufen und sich gut von Mensch zu Mensch zu verbreiten. Da dieser neue Erreger zuvor nicht oder sehr lange nicht in der menschlichen Bevölkerung vorgekommen ist, ist das Immunsystem nicht vorbereitet und daher auch nicht geschützt." So definierte das Robert-Koch-Institut (RKI) 2009 eine Pandemie.
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Pandemie/FAQ18.html

 

Wenn man nach China schaut, kann von einem Ende der Pandemie ja nicht die Rede sein.
Dr. Günther Bittel: Betrachten wir das weltweite Geschehen, so haben wir einen Mega-Ausbruch in der VR China aufgrund des "radikalen Kurswechsels" der reaktionären Xi-Clique. Hohe Aktivitäten gibt es weiterhin in Japan, Korea, USA, Brasilien, Peru und in einigen europäischen Ländern. Auch in Deutschland sprechen wir weiterhin von etwas mehr als 100 täglichen Todesfällen an und mit Covid. Die deutschen Gesundheitsbehörden und das RKI an der Spitze sind nach wie vor nicht in der Lage, das exakt zu differenzieren. Es gibt Berichte, nach denen die Zahl der an Corona Verstorbenen vor Omikron bei 80% lag und heute unter 50%.

 

Sind denn neue Mutationen zu erwarten?
Dr. Günther Bittel: Eine Endemie ist laut RKI eine in „einer Gegend heimische Krankheit, von der ein größerer Teil der Bevölkerung regelmäßig erfasst wird“. Corona ist aber nicht nur in einer Gegend hemisch, sondern weltweit verbreitet. Was stimmt ist, dass Menschen daran bereits mehrmals erkrankten. Von einem „Ende der Pandemie“ kann man insgesamt momentan nicht sprechen. Fakt ist aber: Bezogen auf die Masse der Infizierten hat die Zahl der tödlichen Verläufe erheblich nachgelassen. Auch ist das Virus nicht mehr "neu", sondern drei Jahre alt, allerdings mit erheblichen Mutationen in der Zwischenzeit. 95% der deutschen Bevölkerung haben Antikörper durch Impfung oder Infektion oder beides. Die Zahl der Mehrfachinfekte, also wiederholten Corona-Infektion auch trotz Impfung, hat nachgelassen nach meiner Beobachtung, ist aber immer noch erheblich. Eine große Unbekannte sind neue Mutationen, die gesetzmäßig vermehrt auftreten je höher die Zahl der Übertragungen ist. Ob eine tödlichere Mutante dabei auftaucht, ist möglich, muss aber nicht sein.

 

Ob es noch Schutzmaßnahmen gibt, entscheidet ja jetzt jedes Bundesland für sich?
Dr. Günther Bittel: Die Prognose von Drosten, dass die Fallzahlen im Sommer 2023 dann gegen Null gehen und erst in der kalten Jahreszeit dann wieder eine "Welle" kommt, ist eine Prognose, die sich an der Influenza orientiert, aber durch die Sommerwelle 2022 nicht bestätigt wird – und auch nicht einfach auf Corona übertragen werden kann. Auf jeden Fall machen offensichtlich die Monopole immensen Druck, alle gesundheitlich begründeten Einschränkungen fallen zu lassen, bedienen sich der FDP und der bürgerlichen Medien als Sprachrohr und verweisen auf andere Länder und die "Eigenverantwortung" der Leute. Die Panik angesichts einer Vertiefung der Wirtschaftskrise und Rückfall der deutschen Monopole wird deutlich. Auf der anderen Seite sind aktuell so viel Leute krank, dass das auch auf die Produktion durchschlägt, das erklärt wahrscheinlich den Schlingerkurs und die Unterschiede von Bundesland zu Bundesland. Die haben das Resultat: "Wem sollst du noch glauben, die blicken ja selbst nicht mehr durch".

 

Skandalös ist: Auch im dritten Corona-Winter wird der Einbau von Luftfiltern in Schulen, Kitas und Unis weiterhin weitgehend unterlassen. Richtig ist, dass jetzt flexible Regelungen gebraucht werden, die gerade für Kinder und Jugendliche unnötige Einschränkungen vermeiden. Testen bei Symptomen, Abwasseruntersuchungen, Maske tragen in einer Gemeinschaft, z.B. Schulklasse, zumindest wenn nachgewiesene Fälle auftauchen, Verbesserung und Weiterentwicklung der Impfstoffe sind sinnvoll bzw. erforderlich. Förderung des Immunsystems über Sport, Gemeinschaft, gute Ernährung, Kampf gegen die Umweltverschmutzung!

 

Wenn es nach den Monopolen geht, sollen positiv Getestete arbeiten gehen, wenn sie nur leichte Symptome haben?
Dr. Günther Bittel: Allgemein sollte man in nicht optimal belüfteten Innenräumen, im Zug- und Nahverkehr usw. weiterhin Maske tragen. Das schützt auch gegen die anderen grassierenden Atemwegserkrankungen. Denn die Ärzte und Krankenhäuser sind überlastet. Die Forderung, dass positiv Getestete "ohne schwere Symptome" zur Arbeit sollen und nicht zu Hause bleiben, ist eine doppelte Unverschämtheit (gegenüber den Betroffenen, denn die Gefahr Long Covid steigt! Und gegenüber den Leuten, die dadurch infiziert werden). Ein weiterer Skandal ist der Umgang und das Herunterspielen von Post-Covid/Long-Covid.

 

Die unwissenschaftliche Methode, das Ende der Pandemie allein aus der Zahl der Todesfälle und der Intensivpatienten in Deutschland zu erklären, ist ein Armutszeugnis der bürgerlichen Wissenschaft. International angeprangert werden muss der Impf-Imperialismus (Millionen Impfdosen werden jetzt in der EU vernichtet!) und die Weigerung, die
Patente für die Medikamente Paxlovid und Co. freizugeben!

 

 

 

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